Lulu (20.01.2012)
Es war Liebe auf den ersten Schleck!

Ich wurde irgendwann im kalten Dezember 2010 zusammen mit meinen sechs Geschwistern im Norden Sardiniens geboren. Doch die Menschen dort wollten uns nicht haben und so wurden wir Anfang Januar 2011 auf einem verlassenen Grundstück im Norden der Insel zum Sterben ausgesetzt. Doch wir hatten großes Glück: Wir wurden rechtzeitig gefunden und kamen in die Obhut von respekTiere. Lesen Sie hier den Aufruf im Internet aus dem Januar 2011:

Absoluter Notruf für alle Maremma- oder Herdenschutzhund-Fans oder hundeerfahrene Menschen, die ein solcher Fan werden wollen! Am zweiten Januar-Wochenende haben wir von dieser Tragödie erfahren: Auf dem Grundstück einer Sardin wurde ein ganzer Wurf Maremmano-Welpen ausgesetzt, zu diesem Zeitpunkt waren die Babys maximal 6 Wochen alt. Als die Sardin die Welpen fand begann sie die Kleinen alle 2 Tage zu füttern, da sie nicht auf dem Grundstück wohnt war es ihr einfach nicht möglich das öfter zu tun. Für so kleine Hunde, die eigentlich 3 – 4 x pro Tag ihr Futter brauchen ist das natürlich fatal und so hat sich die Dame an unsere Kollegin von Arca Sarda gewandt, die die Welpen auf einem anderen Grundstück bei einem Bekannten untergebracht hat.  Das geht aber nur bis Freitag, den 21.01.2011, dann müssen die Hunde auch dort wieder weg. Und dann ???? Wir brauchen also ganz, ganz dringend End- oder Pflegestellen für die kleinen „Eisbären“. Es handelt sich bei dem Wurf um insgesamt 7 Welpen, davon 6 Rüden und eine Hündin. Wenn Sie einem der Kleinen ein Endzuhause bieten möchten lesen Sie bitte unbedingt vor Ihrer Bewerbung die Vermittlungsbedingungen für Herdenschutzhunde auf unserer Homepage. Diese Hunde benötigen zwingend ein artgerechtes Zuhause bei hundeerfahrenen Menschen, Sie sollten sich auf die rassespezifischen Eigenheiten der Hunde einlassen können sowie ein freistehendes Haus mit großem, hoch und sicher eingezäuntem Garten besitzen. Selbstverständlich braucht auch ein Herdenschutzhund eine sehr enge, liebevolle und konsequente Familienanbindung. Bitte helfen Sie uns, entweder als Endzuhause oder auch als Pflegestelle für die noch auf Sardinien wartenden Maremma Welpen.

Bereits am 3. Februar konnten mein Bruder Loreto, meine Schwester Liuska und ich unsere Reise nach Deutschland antreten. Meine Geschwister kamen gleich auf Pflegestellen, doch mein Schicksal war völlig ungewiss. Man hatte festgestellt, dass mein linkes Hinterbein zertrümmert war und ich daran in der Tierklinik Duisburg operiert werden musste. 

respekTiere startete einen erneuten Aufruf im Internet:

Pflegestelle für einen frisch operierten Welpen mit gebrochenem Hinterlauf dringend gesucht!

Meine Pflegeeltern lasen diesen Aufruf und wandten sich telefonisch an Frau Loebnitz. Sie hatten zwei Monate vorher ihre Maremmanohündin wegen Krebs einschläfern lassen müssen und konnten sich vorstellen, mich gesund zu pflegen. Also telefonierte meine Pflegemama mit Frau Loebnitz. Nach langen, intensiven Gesprächen und einer Vorkontrolle war diese begeistert und fragte, ob man mich aus Duisburg abholen könnte. Pflegemama zögerte nicht lang und sagte dann: Heute nicht, aber morgen. Sie besorgte Welpenmilch und Spezialfutter, Spielzeug und ein neues Körbchen für mich und bereitete alles für meinen Einzug vor. Am nächsten Tag trafen Frau Loebnitz und meine Pflegeeltern sich in der Tierklinik in Duisburg. Meine Pflegeeltern bekamen Anweisungen über die Wundversorgung und die Medikamentengabe und dann war es soweit: Man holte mich aus der Box und drückte mich in Pflegemamas Arm! Ich war ganz aufgeregt und fröhlich, mein kleines Schwänzchen hat wild gewedelt, von Schmerzen keine Spur! Ich habe Pflegemama mit meinen braunen Knopfaugen angeschaut und erst mal einen sehr feuchten Kuss gegeben und da ist es passiert, Amor hat seinen Pfeil abgeschossen, es war Liebe auf den ersten Schleck!

Auf der langen Rückfahrt habe ich mich vorbildlich benommen, ich bin auf Pflegemamas Schoß eingeschlafen und habe mein Geschäftchen auf dem Rasen eines Parkplatzes erledigt. Zuhause angekommen habe ich erst mal alles erkundet, meinen Hundekumpel und die Katze kennengelernt. Mein Bein habe ich voll belastet, als ob nichts wäre, und obwohl der Tierarzt es verboten hatte, bin ich mit Anlauf und Salto vorwärts ins Körbchen gesprungen. 

Sehr bald wurde klar, dass ich ein fröhlicher Racker bin, der alles gebrauchen kann. Hier wurde ich in flagranti beim Stiefel klauen erwischt:

Aber natürlich konnte mir bei meinem Unschuldsblick niemand lange böse sein: 

Mein verletztes Beim musste täglich gepflegt und neu verbunden werden:

Aber ich war immer sehr tapfer und so sind die zertrümmerten Knochen wieder gut zusammen gewachsen. Allerdings stellte der Tierarzt, der die Drähte entfernte fest, dass der Knochen schief und meine linke Hinterpfote etwas nach außen gedreht ist. Außerdem hatte sich mein linkes Hüftgelenk nicht richtig entwickelt, doch der Orthopäde von respekTiere meinte, dass ich nicht noch mal operiert werden müsste.

Bei der nächsten Untersuchung kam die nächste Horrornachricht: Es war nur ein Hoden abgestiegen, der andere lag tief im Bauchraum. Somit musste bei der Kastration der ganze Bauch aufgeschnitten und der Hoden gesucht werden. Auch diesmal war ich sehr tapfer und kam meinen Pflegeeltern schon am Tag nach der OP schwanzwedelnd entgegen.

Insgesamt bin ich ein fröhlicher Sonnenschein und Charmeur, der alle gleich um die Pfote wickelt. Meine Trainerin in der Hundeschule war von meiner Auffassungsgabe und Charakterstärke sehr angetan. Mit allen Hundekumpels verstehe ich mich prima und ich habe vor nichts Angst. Wenn mir etwas nicht ganz geheuer ist, wie zum Beispiel das Aufblasen von roten, herzförmigen Luftballons, gehe ich einen Schritt zurück, setzte mich hin, lege den Kopf schief und beobachte das Geschehen. Ich habe den ganzen Tag gute Laune und wedele mit dem Schwanz, eigentlich müsste mir abends der Hintern vom vielen Wedeln weh tun, sagt meine Pflegemama immer. So habe ich mich trotz aller Schwierigkeiten im letzten Jahr zu einem großen, kräftigen und wunderschönen Hund entwickelt. Meinen Pflegeeltern wurde schnell klar, dass sie auf meine Gesellschaft nicht mehr verzichten möchten. Und deshalb darf ich jetzt für immer hier bleiben.

Ich danke den Mitarbeitern von respekTiere, dass Sie mir zu einem glücklichen Hundeleben verholfen haben!
Ihr Monello di Fussolini, genannt Fussel (ehemals Lulu)