Leo |
Abschied von Leo Zusammen mit seiner Schwester Lola ist Leo aus Sardinien gekommen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie war mir klar, dass Leo zu uns passen würde. Er zog erst mal als Pflegehund bei uns ein. Leo war so klein und dünn. Und er hatte eine riesige Zunge und riesige Ohren, total süß.
Anfangs hat Leo die Bedingungslosigkeit meiner Liebe immer wieder auf die Probe gestellt. Er konnte z.B. in Windeseile tiefe Löcher graben und hat auch vor unserem Gartenweg nicht halt gemacht. So wurden wir immer besser im Ausbessern unseres Gartenwegs. Und er hatte einen starken Willen. Es kam vor, dass ich ihn 5 – 7 Mal an die Einhaltung des Fütterrituals erinnern musste. An anderen Tagen klappte es wiederum sofort. Von Tag zu Tag hat Leo eine engere Bindung zu uns und den Hunden entwickelt. Und umgekehrt war es genauso. Leo hat uns perfekt ergänzt. Liam ist gegenüber fremden Menschen noch sehr ängstlich. Dadurch sind wir mit den Spaziergängen und den Hundekontakten eingeschränkt. In Leo hatte er den heiß ersehnten Spielgefährten gefunden.
Und Nelly geht nicht gerne ohne Hundebegleitung spazieren. Die hatte sie nun mit Leo, wenn wir Liam zuhause lassen mussten.
So reifte die Entscheidung, dass Leo bleiben sollte, um ein langes glückliches Leben mit uns zu führen. Leo hatte jede Menge lustige Ideen. Er hat so viel Leben ins Haus gebracht. Leo hatte große Freude am Bringen. Aber die ganz kostbaren Dinge hat er anfangs immer in unserem Bett in Sicherheit gebracht. Dazu gehörten Socken, Schuhe, Stöcke und auch Algen aus unserem Teich…
Leo hat langsam, aber stetig zugenommen und wir dachten, dass alles gut werden würde. Von Anfang an war auffällig, dass er verdickte Gelenke hatte. Leo hat öfter Vorder- und Hinterläufe lange ins Maul genommen und manchmal darauf rumgekaut wie auf einem Kauknochen. Mal war das eine Gelenk dick, mal ein anderes. Dann hatte er eine Schwellung am Ellbogen, die punktiert wurde. Wir hofften, dass die Untersuchung auf die sog. Mittelmeerkrankheiten Klarheit bringen würde. Diese ergab, dass Leo Ehrlichiose und Hepatozoonose hatte. Also begannen wir die Behandlung mit Doxycyclin. Während unseres ersten gemeinsamen Urlaubs wurde Leo immer schlapper und bekam
Es ging ihm langsam immer schlechter, so dass wir noch in Italien in eine Tierklinik gefahren sind. Leo wurde stationär behandelt und es wurde uns dringend zu einer Bluttransfusion geraten. Da das dort nicht möglich war, haben wir den Urlaub sofort abgebrochen und sind nach München in die Uni-Tierklinik gefahren.
Dort bekam er unter anderem eine Bluttransfusion. Der sofort durchgeführte Autoagglutinationstest ergab keinen Hinweis auf eine Autoimmunerkrankung. Leo stabilisierte sich über Nacht so weit, dass wir ihn am nächsten Tag nach Hofheim verlegen konnten. Er hat auf der Fahrt viel geschlafen, aber immer wieder geschaut, ob wir alle da sind. Er schien froh wieder bei uns zu sein.
In der Tierklinik Hofheim angekommen war er wieder richtig lebendig, neugierig und voller Tatendrang. Er wurde stationär aufgenommen und ist ohne Probleme mit der Helferin mitgegangen. Leo war in dieser Hinsicht so unkompliziert. Die Behandlung von Leo wurde fortgesetzt und es wurden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Krankheitsursache herauszufinden. Wir haben ihn täglich besucht, waren Minirunden Gassi und haben gekuschelt. Auch wenn er nicht belastbar war, hat er immer Lebensfreude ausgestrahlt. Er fand immer was zum Totschütteln und Apportieren :o): Plastikbecher, Taschentuch, Federball…
Die Ärzte vermuteten aufgrund der durchgeführten Untersuchungen eine Autoimmunerkrankung und man riet uns zur Einschläferung, da er nicht auf die Behandlung mit Cortison ansprach. Leo sollte sein kurzes Leben nicht in der Klinik beschließen und wir holten ihn gegen tierärztlichen Rat nach Hause: Er könne jederzeit verbluten, jeder Infekt könne ihm den Tod bringen. Wir sollten ihn wie ein rohes Ei behandeln und schonen. Wir sind über seinen Zustand erschrocken gewesen, als er dann vor uns stand. Er hatte vorne durchgetretene Pfoten und weiter abgenommen. Als er über den Hof taumelte, kamen uns Zweifel, ob das die richtige Entscheidung gewesen war.
Wir sind dann erst mal Richtung Heimat gefahren und haben unterwegs einen kleinen Spaziergang gemacht. Und da zeigte er uns, dass es goldrichtig gewesen ist, ihn zu holen. Leo hatte eine unerschütterliche Lebensfreude und wollte gleich mal wieder ein Kaninchen jagen. Heute denke ich, wir hätten ihn schon viel früher holen sollen und die Behandlungen ambulant durchführen lassen, aber hinterher ist man immer klüger.
Als wir dann daheim waren, ist er durch den Garten getobt, hat sich jeden Winkel seines Zuhauses angeschaut und war total lebendig. Wir haben ein paar Mal die Luft angehalten, als er durch die Büsche gefetzt ist und dann auch mit Liam spielen wollte. Schnell wurde klar, dass das rohe Ei dachte, dass es ein normaler Hund sei. Von Schonung hielt Leo gar nichts! Es ist uns an diesem Nachmittag nicht gelungen auch nur ein scharfes Foto zu machen :o).
Alle waren wir glücklich, ihn wieder bei uns zu haben. Liam und Leo waren gleich wieder vertraut. Und Leo beobachtete uns bei allem interessiert. Er machte so einen aufgeweckten Eindruck.
Wir machten uns das Wochenende schön. Immer wieder versetzte er uns in Erstaunen, dass er mit seinen miserablen Blutwerten so lebendig und lebensfroh war.
Nach dem Wochenende stellten wir Leo samt allen Befunden in der Tierklinik Bockenheim in Frankfurt vor, um eine 2. Meinung einzuholen. Auch hier war man erstaunt, dass er so munter war, obwohl sich sein Blutbild schon wieder verschlechtert hatte. Wir wurden sehr gut aufgeklärt und beraten und uns wurde klar, dass wir eine Knochenmarkspunktion durchführen lassen müssen, um Klarheit über die Diagnose und Prognose zu bekommen. Um Leo Zeit zu geben für einen letzten Therapieversuch mit einem weiteren Medikament zur Unterdrückung seines Immunsystems und um ihn auf die Knochenmarkspunktion vorzubereiten, bekam er eine weitere Bluttransfusion.
Leo überstand die Knochenmarkspunktion gut, aber das Ergebnis, das wir 2 Tage später erhielten, war ernüchternd: Nun konnten wir nur noch hoffen, dass das Medikament anschlug. Am ersten Tag hatte Leo mit den Nebenwirkungen zu kämpfen, aber dann ging es ihm die nächsten 4 Tage richtig gut. Eine ganz leise Hoffnung machte sich in uns breit, dass er es vielleicht doch schaffen würde. Jeder Tag war ein Geschenk, den wir uns schön gemacht haben. Leo genoss die Sonne und suchte mit Hingabe Leckerlis.
Leo eröffnete wieder seinen Schuhladen :o), kuschelte und spielte mit Liam und half bei der Büroarbeit.
Ich hörte auf an die Werte zu denken und ihm dauernd panisch ins Maul zu schauen, um die Farbe seiner Schleimhäute zu kontrollieren. Ich vertraute darauf, dass ich es an seinem Verhalten merken würde, wenn es anfing ihm schlechter zu gehen. Und so war es nach 2 weiteren Tagen dann auch. Die Behandlung und die Suche nach der Krankheitsursache hat viel Zeit und Geld verschlungen. Haben wir angesichts des Elends in der Welt das Recht, soviel Geld für ein Lebewesen auszugeben? Aber kann man ein Lebewesen gegen ein anderes abwägen?? Wie viel ist ein Lebewesen „wert“??? Und warum stellt niemand diese Fragen, wenn sich jemand ein neues Auto kauft???? Möge diese Fragen jeder für sich beantworten. Wir möchten allen danken, die uns begleitet haben. Und wir danken dem Verein und insbesondere Karin Löbnitz, die uns ohne Wenn und Aber unterstützt haben. Ohne euch wäre es noch schwerer gewesen. Warum haben wir nicht früher aufgegeben? Wir konnten nicht, weil Leo selbst bis zum Schluss nicht aufgegeben hat. Er wollte leben und hat uns das täglich gezeigt. Auch an seinem letzten Lebenstag, an dem er schon schlapp war, nicht mehr so gut gefressen hat und nicht mehr richtig spazieren wollte, hat er noch genüsslich einen Kong ausgeleckt und sich zeitweise entspannt auf den Rücken gelegt und gegrinst. Ach Leo, Du fehlst uns allen sehr. Der Satz „Er hinterlässt eine große Lücke“ ist nun keine hohle Phrase mehr für mich. Wir konnten Deinem Leben keine weiteren Tage geben, aber zumindest haben wir jedem Tag Leben gegeben. So wollen wir Dich in Erinnerung behalten:
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