Marea
MAREA
Am 10. Mai erreichte uns eine Mail der Kolleginnen in Olbia/Sardinien. Am Strand wurde eine Hündin gefunden.
Die Kleine war abgemagert bis auf die Knochen und fast tot. Niemand konnte sagen, wie lange sie dort schon gelegen hatte. Schnell stellte sich heraus, dass sich die Hündin, die sie nun Marea nannten, nicht bewegen konnte. Sie war hinterseitig völlig steif und konnte weder aufstehen noch laufen. Somit wäre sie am Strand einfach verhungert, wenn man sie nicht noch rechtzeitig gefunden hätte.
Die Kolleginnen brachten Marea zur Tierklinik nach Olbia. Die ersten Röntgenbilder zeigten, warum Marea ihre Hinterläufe nicht mehr bewegen konnte: Eine sehr starke Arthrose an der Wirbelsäule machte es unmöglich.
Wir vermuten, dass Marea vielleicht ihr Leben an einer Kette verbringen musste. Ohne Auslauf. Vielleicht fiel eines Tages auf, dass sie nicht mehr aufstehen konnte, und so hat man sie am Strand entsorgt, denn alleine kann sie den Weg dorthin nicht angetreten haben.
Marea war so abgemagert, dass sie völlig entkräftet und wehrlos war. Natürlich auch völlig dehydriert, denn zu trinken gab es sicherlich für viele Tage auch nichts.
Der Tierarzt schätzte die Kleine auf 8 Jahre und entließ sie schnell aus der Klinik in die Krankenstation unseres Partnertierheims in Olbia, wo die Mitarbeiter nun eigentlich nur noch auf ein Wunder warten konnten.
Die Arthrose an den Rückenwirbeln war nicht operabel.
Nachdem sie in der Tierklinik nur geweint hatte, schien Marea sich mit der Unterbringung in der Krankenstation besser zu fühlen. Die Kolleginnen versuchten vom ersten Tag an, Marea immer mal wieder beim Aufstehen zu helfen und sie für ein paar Minuten hinzusetzen, in der Hoffnung, dass man so die komplett fehlende Muskulatur etwas aufbauen könnte.
Für Sekunden konnte sie auf eigenen Beinen stehen, sackte aber dann wieder in sich zusammen.
Ein bisschen Hoffnung flammte bei den Kolleginnen trotzdem auf, weil Marea Appetit zeigte und täglich ein wenig gegessen hat, deshalb übten sie jeden Tag weiter mit ihr.
Am 14.06. erreichte uns dann die folgende Nachricht aus Olbia:
Ihr Lieben,
leider ist heute Mittag Marea von uns gegangen. Ihr müdes Herz hat im Schlaf aufgehört zu schlagen. Wir haben vor Kummer geweint, dass wir ihr nicht früher begegnet sind. Wir konnten ihr ein paar Tage voll mit Liebe schenken, die sie wie ausgewechselt erscheinen ließ.
Ein Tumor war in den letzten Tagen ausschlaggebend für ihre Atemprobleme. Sie hatte Höhen und Tiefen, aber wir haben nicht gedacht, sie zu verlieren.
Heute Morgen war sie ruhig und hat mit großer Zufriedenheit gefressen. Viele Engel beschützen sie, und Marea wird einer von ihnen werden, fröhlich über Wiesen laufend, mit vielen ihrer Freunde, ohne Hässlichkeiten und Gewalt, die sie, wie viele andere, zur Genüge kennen lernen musste.
Kleine, wir wollten dir das geben, was du nie bekommen hast, weil du nie so geliebt worden bist, wie du geliebt hast. Werde glücklich und wenn du kannst, verzeih uns, wir haben den Kampf um dich verloren. Du hast uns hoffen lassen, und es war eine Freude, das Licht in deinen Augen zu sehen, wenn du uns kommen sahst. Wir werden dich so in Erinnerung behalten und dich in Gedanken über die Wiesen laufen sehen, so, wie wir es für dich gewünscht haben.
Ciao, Kleine.
In tiefer Verbundenheit,
das Team der LIDA, Sardinien, und respekTiere e.V., Deutschland