27.06.2024 - Der Sommer ist da - und mit ihm die Touristen-Notrufe!

Jetzt, wo viele Urlauber die wunderschöne Insel Sardinien besuchen, häufen sich bei uns die Notrufe von Touristen, die sich um streunende Hunde bzw. Katzen sorgen. Auf der einen Seite „leider“, weil dies zeigt, dass es dort immer noch viel zu viele Tiere in Not gibt und auf der anderen Seite natürlich auch „zum Glück“, weil Ihr nicht wegseht! Wir sind für Euch da und werden alles daransetzten, den von Euch gemeldeten Tieren in Not zu helfen. Aber natürlich sind auch uns Grenzen gesetzt – und unsere Kapazitäten sind endlich. Bevor wir Euch also einige Erste-Hilfe-Tipps geben (von denen ein Großteil natürlich auch auf andere Inseln als Sardinien und andere Länder als Italien anwendbar ist), möchten wir ein paar Worte zu unseren Möglichkeiten und unseren Beschränkungen in puncto Tierrettung voranstellen:

Die Urlaubszeit ist für uns als Tierschutzverein eine besondere Herausforderung: Fast täglich erhalten wir E-Mails, Anrufe und WhatsApp-Nachrichten mit der dringlichen Bitte um Hilfe für ein notleidendes Tier auf Sardinien. Eingepferchte Hunde, angefahrene Katzen, ausgesetzte Kitten, halb verhungerte oder vollkommen entkräftete Tiere, die den Kampf gegen die harte Realität eines herrenlosen Lebens verloren haben. Unser Tierheim, das Rifugio Arca Sarda, liegt in der Gallura, ganz im Nordosten der Insel. Die Gallura ist theoretisch der Bereich, in dem wir aktiv werden können – die meisten Eurer Notrufe kommen jedoch aus deutlich südlicheren Gegenden, wo wir nur eine sehr geringe Zahl an Kontakten und helfenden Händen haben. Auch in finanzieller Hinsicht sind uns Grenzen gesetzt: Wir können außerhalb unseres eigentlichen geografischen Tätigkeitsbereichs keine Futter- oder Tierarztkosten übernehmen. Bitte habt also Verständnis dafür, dass eine Lösung nicht im Handumdrehen gefunden werden kann – und manchmal eben leider auch gar nicht. Soweit zu unserer Situation (vor Ort)... und jetzt kommen die Tipps!

Was solltet Ihr tun, wenn Ihr eine streunende Katze oder einen streunenden Hund findet?

Wir haben Euch die wichtigsten Informationen hierzu auf zwei Plakaten zusammengestellt. An dieser Stelle möchten wir Euch noch ein paar zusätzliche Informationen geben:

Beobachten oder direkt Hilfe organisieren?

Auf Sardinien gibt es viele Freigänger, die ein Zuhause haben bzw. von Privatpersonen oder Initiativen versorgt werden. Beobachtet daher zunächst die Lage, schaut bei Hunden nach einer Marke und fragt zusätzlich Anwohner oder Hotelpersonal. Ist das Tier allerdings verletzt, braucht es auf jeden Fall schnelle Hilfe von einem Tierarzt. Bitte vergesst nicht, bei Hunden vorher die Polizei zu informieren. Auch für sehr junge Kitten bzw. Welpen, die keine Mutter in der Nähe haben, ist schnelle Hilfe erforderlich. Setzt Euch hierzu umgehend mit uns bzw. einem anderen Tierschutzverein, der sich auf Sardinien engagiert, in Verbindung. Nehmt Euch aber die Zeit, um herauszufinden, ob sich die Mutter und eventuell auch weitere Geschwister nicht doch in der Nähe befinden.

Versorgen

Benötigt ein Tier Hilfe, versorgt es mit frischem Wasser und Futter. Lasst es aber nicht in Eure Ferienwohnung und macht Euch rechtzeitig Gedanken darüber, was nach Eurem Urlaub mit dem Tier passiert. Wer kümmert sich dann um die Katze bzw. den Hund?

Handeln

Liegt kein akuter Notfall vor und seid Ihr dennoch der Meinung, dass es sich bei dem Tier um einen Streuner handelt, der Hilfe braucht, kontaktiert uns! Die Besitzverhältnisse sind in Italien eindeutig geregelt: Streunende Hunde und Katzen gehören offiziell dem Oberhaupt der Gemeinde und dürfen nicht einfach eingefangen werden.  Für Straßenhunde bzw. -katzen gibt es Tierheime, sogenannte Canili. Diese sind in Italien und leider auch auf Sardinien teilweise furchtbare Orte, die mit einem deutschen Tierheim nichts gemein haben. Da ein Hund erst von einem Tierheim aufgenommen werden kann, wenn er bei der örtlichen Polizei gemeldet wurde, ist es wichtig zu wissen, welches Canile bzw. welches private Rifugio jeweils zuständig ist. Davon hängt ab, ob Eure gut gemeinte Hilfe am Ende eine wirkliche Verbesserung für den Hund bzw. die Katze darstellt.

 

Kontaktiert uns daher bitte so frühzeitig wie möglich, am besten vor der Meldung bei der Polizei und auch nicht erst an Eurem letzten Urlaubstag! Gerade bei Notrufen außerhalb der Gallura brauchen wir in der Regel eine ganze Weile, bis wir Hilfe organisieren können. Wir selber sind nicht vor Ort, und obwohl wir uns dem Tierschutz mit ganzem Herzen widmen, müssen wir dies in unserer Freizeit tun: ehrenamtlich, neben Beruf, Familie etc. Wir benötigen also Vorlaufzeit, um mit Euch zusammen nach der besten Lösung für das jeweilige Tier zu suchen.

Noch eine Bitte: Kontaktiert nur einen Verein! Das erspart uns und anderen Tierschützern unnötige doppelte Arbeit. Da die meisten Vereine, die sich auf Sardinien engagieren, untereinander vernetzt sind und zudem Kontakte zu Tierärzten und Tierheimen haben, können wir uns ggf. intern absprechen, wer am besten und schnellsten helfen kann.

Ihr spielt mit dem Gedanken, das Tier nach Eurem Urlaub mit nach Deutschland zu nehmen?

Prinzipiell ist das natürlich möglich. Aber: Bitte handelt nicht aus reinem Mitleid und macht Euch ernsthafte Gedanken darüber, ob Ihr dem Tier in Deutschland wirklich gerecht werden könnt. Hier nur ein paar der Fragen, die Ihr Euch stellen solltet: Habt Ihr ausreichend Zeit und finanzielle Mittel? Könnt Ihr das Tier artgerecht halten? Würde sich der Hund bzw. die Katze in seinem / ihrem neuen Umfeld überhaupt wohlfühlen?

Zunächst muss sichergestellt sein, dass das Tier auf Sardinien keinen Besitzer hat und adoptiert werden kann. Auch wenn ein Tier herumstromert und ungepflegt ist: Es gibt auch auf Sardinien klare Gesetze – und einem Besitzer sein Tier wegzunehmen, stellt ein Diebstahldelikt dar. Wenn die Besitzverhältnisse geklärt sind, muss in der Regel ein vorübergehender Aufenthalt bei einer Pflegestelle oder in einem Tierheim organisiert werden, um das Tier „reisefertig“ zu machen: Eine Ausreise ist nur mit gültigen Papieren möglich. Jede ausreisende Katze bzw. jeder ausreisende Hund benötigt einen EU-Heimtierausweis und eine Tollwutimpfung. Dafür muss das Tier mindestens 3 Monate alt sein, nach der Impfung dauert es noch einmal 21 volle Tage, bis ein ausreichender Schutz vorhanden ist. Darüber hinaus muss das Tier mit einem Microchip gekennzeichnet sein. Hier ist zu beachten, dass der Chip auf Sardinien auch nur auf sardische Bürger registriert werden kann. Das heißt, es müsste anschließend eine Übereignungserklärung auf Euch erstellt werden. Werden die formalen Voraussetzungen nicht erfüllt und das Tier bei der Ausreise entdeckt, macht man sich des illegalen Tierhandels strafbar und das Tier wird an Ort und Stelle beschlagnahmt. Erfolgt die Ausreise nicht gemeinsam mit dem Besitzer (sondern z. B. über eine Flugpatenschaft oder ein Transportunternehmen) ist zusätzlich die vorgeschriebene elektronische Traces-Meldung zu beachten. Dieses EU-weite Meldesystem dient der lückenlosen Nachverfolgung der Ausreise und der Bekämpfung des illegalen Tierhandels. Alle Tiere, die aus unserem Rifugio nach Deutschland reisen, werden zuvor über Traces registriert.

Falls Ihr Euch für eine sardische Katze bzw. einen sardischen Hund interessiert: Im Rifugio Arca Sarda nahe der Hafenstadt Santa Teresa Gallura warten viele wundervolle Hunde und Katzen auf ein Zuhause!

Wenn Ihr ein streunendes Tier findet, schaut nicht weg, sondern kontaktiert uns! Wir lassen Euch nicht allein - gemeinsam finden wir fast immer eine Lösung!

Notruf_Hinweise Hunde

Notruf Hinweise Katzen

Vielen herzlichen Dank! Grazie mille!