01.09.2023 - Übergewicht bei Hunden - ein Tierschutzthema?

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Ein bisschen unangenehm ist das Thema ja schon, zumindest für einige von uns. Das wissen wir. Viele Hunde in Deutschland sind, zumindest ein bisschen, übergewichtig. Wenn es zu viel wird, ist es für den Hund ein ernstes Problem. Es schränkt die Lebensqualität ein, führt zu Krankheiten und verkürzt sein Leben. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, etwas zu unternehmen, wenn auffällt, dass der eigene Hund ein bisschen zu viel Gewicht mit sich herumträgt.

Es ist nicht einfach, auch das ist uns bewusst. Wer kennt ihn nicht, den typischen erwartungsvollen Hundeblick, wenn Futter in Sichtweite kommt? Die Freude unseres Hundes beim Fressen zu beobachten, vermittelt auch dem Besitzer ein wohliges Gefühl. Gemeinsames Kuscheln auf dem Sofa tut ebenfalls beiden sehr gut. Aber bei einem übergewichtigen Hund kann auch das Abnehmen sein Wohlbefinden und seine Gesundheit enorm steigern und letztendlich seine Lebenserwartung deutlich verlängern.

Aber wann ist es Zeit zu handeln?

Ein Hund mit Idealgewicht bewegt sich gerne. Von der Seite betrachtet sind seine Rippen nicht sichtbar, aber sie sind deutlich tastbar, wenn man darüberstreicht. Sowohl von oben als auch von der Seite betrachtet sollte an der Taille eine Einziehung, deutliche Linie nach innen bzw. oben zu sehen sein. Sobald sich hier eine Entwicklung in die falsche Richtung abzeichnet, ist schon ein Zeitpunkt zu handeln. Denn kleine Korrekturen sind natürlich einfacher umzusetzen als große. Aber es ist nie zu spät, mit einer Gewichtsreduktion zu beginnen. Dabei kann man ruhig mit kleinen Schritten beginnen, die leicht fallen. Man muss nicht gleich das gesamte Leben umkrempeln. Spätestens wenn andere, wie z.B. der Tierarzt, der Hundefrisör oder Freunde, mich auf die Moppeligkeit meines Hundes hinweisen, sollte etwas getan werden. Zu Beginn kann man auf jeden Fall den Tierarzt zu Rate ziehen, auch um krankhafte Ursachen auszuschließen. Auch Ziel und Tempo der Gewichtsreduktion kann mit dem Tierarzt besprochen und festgelegt werden. Wie beim Menschen auch, sollte keine Radikalkur angewendet werden.

Meist ist das Übergewicht des Hundes weder Schicksal noch Veranlagung noch das Wesen des Hundes. Es liegt allein in der Verantwortung des Hundebesitzers.

 

In welche Fallen tappen wir als Hundebesitzer?

Der Bettelblick, die Freude beim Fressen, der Genuss von Gemütlichkeit wurden schon genannt. Aber ist nicht auch ein in großen Kreisen über die Wiesen und Felder flitzender oder mit Artgenossen spielender und tollender Hund ein Anblick, der große Lebensfreude vermittelt?

Was bei vielen Katzen unproblematisch ist, kommt für Hunde nicht in Frage: Futter zur freien Verfügung ist für Hunde eine zu große Versuchung und führt bei den meisten zu Übergewicht. Ein gesunder, erwachsener Hund kommt mit ein bis zwei festen Mahlzeiten pro Tag bestens zurecht. Diese sollten abgemessen, am besten abgewogen, werden. Sollte der Hund etwas übriglassen, stelle ich Trockenfutter abgedeckt weg. Nassfutter wird entsorgt.

Faktoren wie zunehmendes Alter oder Kastration können die Aktivität des Hundes verringen und den Stoffwechsel verlangsamen. Die Futtermenge pro Tag muss dann nach unten korrigiert werden.

Viele Hunde bekommen zu viel „nebenbei“: Leckerchen, Belohnungen, mal was Besonderes oder auch Kauartikel. Ich kann über einige Tage hinweg einmal ehrlich alles aufschreiben, was der Hund nebenbei bekommt. Wenn ich mir über die Menge klar geworden bin, habe ich natürlich die Möglichkeit hier etwas zu verändern. Besser ist es aber zunächst diese Menge des „Nebenbei“ von der täglichen Futterration abzuziehen. Denn das fällt meist etwas leichter als unseren Hang zum Verwöhnen einzuschränken.

Es kann auch helfen, sich die Extras für den Tag morgens vorzubereiten und abzumessen, um nicht übermäßig viel zu davon zu geben.

Trainingsleckerlies dürfen ruhig sehr klein sein, oder vielleicht findet der Hund andere Belohnungen wie Loben, Spielen oder bedürfnisorientierte Dinge genauso toll wie Futter? Manche Hunde mögen als Extra auch bestimmte Gemüse, wie Möhren oder Gurken. Auch kann man kleinere und fettarme Kauartikel wählen.

Diätfutter kann eine Hilfe sein, ist aber keine Voraussetzung für gesundes Abnehmen. Dazu kann der Tierarzt beraten.

Hochkalorische Lebensmittel wie z.B. Wurst, Käse, Brot, Erdnussbutter sollten Hunde, wenn überhaupt nur in Kleinstmengen sehr selten mal bekommen.

 

Als nächstes kommt die Bewegung ins Spiel. Eine verringerte Aktivität sollte nicht mit Gemütlichkeit verwechselt werden. Beim Hund ist verringerte Bewegungsaktivität zugleich eine verringerte Lebensqualität. Wenn mein Hund Gewicht verlieren soll, sorge ich dafür, dass er sich mehr bewegt. Ich kann unsere Spaziergänge immer um einige Minuten verlängern. Ich unternehme regelmäßig einmal pro Woche eine größere Wanderung und/oder gebe meinem Hund die Möglichkeit zum Schwimmen. Ich kann mich mit anderen Hundebesitzern auf einer Freilauffläche treffen, damit mein Hund durch den Spaß mit anderen Hunden zum Laufen und Spielen animiert wird. Neue Bewegungsideen bringt vielleicht auch ein Beschäftigungskurs in einer Hundeschule.

Unsere Hunde sind darauf angewiesen, dass wir verantwortungsvoll handeln und das richtige Maß finden. Am Ende profitieren wir beide davon. Denn ein gesunder Hund, der mich viele Jahre begleiten kann, ist ein wunderbares Geschenk.