Doc (14.08.2021)

November 2018

Doc hat lange warten müssen, bis er endlich sein Zuhause gefunden hat. Er  konnte am 14.08.2021 zu seiner neuen Familie reisen.

Folgende Zeilen haben wir erhalten:

Mein Name ist Doc. Lange Zeit lebte ich in einem Tierheim auf Sardinien. Ganze vier Jahre musste ich warten, bis sich endlich jemand für mich interessierte. Dabei bin ich doch so nett zu den Menschen und so ein hübscher Kerl.

Doch endlich war es so weit. Ich ging auf Reise. Zuerst mit dem Transporter, dann auf´s Schiff,  durch halb Südeuropa bis nach Hessen. Dort wurde ich von einer neugierigen und aufgeregten Frau abgeholt. Zur Unterstützung brachte sie auch noch ihren Sohn und die Schwester mit ( man könnte ja abhauen oder bissig sein). Na, das kann ja heiter werden, allein für mich so ein Aufgebot. Dann sollte ich auch noch in ein Gefährt steigen, das ich nicht kannte. Zuerst mal vorsichtig sein, Krallen und Läufe in den Boden stemmen, dachte ich mir. Half leider nix. Ein Mann nahm mich einfach und verfrachtete mich in dieses Vehicle. Kofferraum zu und fertig. Keine Chance zu entkommen.
Das beste ist jetzt, still zu sein, abwarten was passiert. Alles ist neu für mich und ich weiß auch nicht ob ich denen trauen kann. Seltsames Gefühl, Angst, Bangen, ich weiß wirklich nicht,was ich davon halten soll.
Versteht sich natürlich von alleine, dass ich bei der Ankunft nachts um zwei Uhr einfach meine Ruhe haben möchte und außerdem, wo bin ich überhaupt gelandet? Alles riecht anders, nichts Vertrautes und Gewohntes. Der Kofferraumdeckel ging auf und alle starrten sie mich an. Bin ich etwa vom Mond gefallen? Aussteigen? Kommt nicht in Frage, da könnt ihr lange warten. Gespannt, wer den längeren Atem hat. Hmmm, Naja, man könnte ja mal aufstehen, vielleicht beissen die gar nicht, zumindest machen sie einen netten Eindruck, vor allem mit der Wurst. Erst einmal ablehnen. Bestechungsversuch? Angst macht sich breit, ich zittere, nur nichts anmerken lassen. Werde die Bande mal beschnuppern. Und was ist jetzt? Eh ich mich versah stand ich mit allen Vieren auf neuem Boden. Vorsichtig lockte man mich in einen Garten. Oh was riecht den da so interessant, Katze? Katze, na warte, so geht das nicht, wo steckt sie?
Nach einer guten ½ Stunde im Garten ging es vorsichtig zu einer Stufe. Kenn ich nicht, mach ich nicht, geh ich nicht.
Keine Chance, der junge Mann hievte mich einfach hoch und eh ich mich versah, war ich im Wohnzimmer. Misstrauen machte mich umtriebig. Dann kam der Befehl: alles geht ins Bett. Aber es war nicht mein Bett und jetzt schlief auch noch diese neugierige Frau neben mir, weiß nicht so recht  was ich davon halten soll.

Leider habe ich mir wohl bei der Reise eine Erkältung eingefangen und dieser Husten lies mich nicht gut schlafen. Auch diese Frau sah ständig nach mir und flüsterte mir zu, dass ich keine Angst zu haben brauche, sie wäre ja da. Und wozu? Dachte wohl, ich wäre nicht stubenrein und wollte auf Zack sein, wenn ich das Bein hebe. Ach ja, ich weiß, sie muß mir die Tür öffnen damit ich mein Geschäft erledigen kann, dann werde ich sie auch mal testen, ob sie immer noch so freundlich ist, wenn die Post abgeht.

Das Gelände war von einem hohen Zaun umgeben, alles habe ich abgesucht und beschnüffelt. Es muß doch ein Schlupfloch geben, um von hier abzuhauen. Diesen Fremden traue ich einfach nicht.
Ich rannte mitten in der Nacht wie von Sinnen immer und immer wieder am Zaun entlang, versuchte hoch zu springen. Die Frau rief meinen Namen, aber es interessierte mich nicht. Ich wollte einfach nur weg. Plötzlich schnappte sie mich und trug mich wieder ins Haus.
Also nahm ich wieder auf dem Teppich platz, obwohl sie mir ständig ein Kissen anbot. Wieder Bestechung? Komisches Volk. Ich beugte mich diesem Monstrum.

Der neue Tag im neuen Domizil fing gut an. Man nahm mich an die Leine und führte mich aus. Nach geraumer Zeit sollte ich zu meinem Ausgangspunkt zurück, aber ich war noch nicht überall, ich wollte noch draußen bleiben und stellte mich stur. Als Belohnung für mein ziehen und schnüffeln erwartete mich ein Gaumenschmaus. Ein Riesenknochen brauchten sie, um mich ins Haus zu locken. Leicht bestechlich diese Menschen, nicht ich werde bestochen, sondern ich dreh den Spieß um und mach nur das, was ich will und werde sie somit erpressen. Klappt super, schnell kapiert.  

Doch was anderes spukte in meinem Kopf. Nun war es hell und ich suchte weiter nach einem Fluchtweg. Ausdauer, dachte ich mir, nicht aufgeben, die beobachten mich ständig. Und siehe da, wußte ich´s doch ein Schlupfloch. Der Zaun gibt unten nach und schwupp war ich weg. Das Frauchen sah nur noch meine Beine. Da war sie aber flott unterwegs und erwischte mich in Nachbars Garten. Wo ist nur der Geheimgang? Lustig, sie erzählt ihm, ich sei wohl über den Zaun gesprungen. Wenn die wüßte! Zurück im Garten sagte der junge Rüde in meinem neuen Rudel, er könne besser auf mich aufpassen und ehe er diesen Satz ausgesprochen hatte, war ich wieder weg. So ein Mist, jetzt haben sie gesehen, wie ich entwischen konnte und haben sonst nichts zu tun, als mir diesen Fluchtweg zu versperren. Was ist das für eine Bande. Ich will einfach nur meine Freiheit.
 
Eigentlich bin ich tot müde. Mein Rudelführer sitzt auf einem Riesensofa und ich soll mich mit so einem kleinen Kissen begnügen. Ich will Gleichberechtigung und ich will dieses Sofa ausprobieren und ich will dort schlafen.
Jeder Versuch scheiterte durch ein klares „Nein“. Immer und immer wieder schiebt man mich zur Seite und krault mich dabei. Was soll das? Ich werd´s mal mit Charme probieren. Ich lass mich kraulen, drück mich fest an mein Rudelführer und schau ihn mit meinen Rehaugen an. Nicht´s ist, man ignoriert mich einfach. Geduld ist gefragt und mein Auftritt kommt noch, nur den passenden Moment abwarten, werd mich mal ganz scheinheilig auf meine Decke legen und abwarten. Ja, da kommt sie die Gelegenheit. Mein Rudelführer steht auf und verlässt den Raum. Jetzt heißt es schnell sein und schwuppdiwupp bin ich auf der Couch. Heeeerlich, weich, kuschelig. Ich bin selig, im siebten Hundehimmel.
Doch ich werde abrupt aus meinen Träumen gerissen: man wagt es mich der Couch zu verweisen, aber nicht mit mir. Ich zeig meine Zähne und fange an zu knurren. Jetzt kommen sie mit  Leckerli. Pfeif drauf. Sowas bequemes hab ich in meinem ganzen Hundeleben noch nie gehabt und das soll ich jetzt dem Menschenrudel überlassen? Und dann kam sie, die Tube mit der pfälzer Leberwurst. Ich war ihr sofort erlegen, ich konnte einfach nicht widerstehen, nicht dieser Wurst.
So ein Irrsinn. All meine Tugenden und Vorhaben wurden damit zunichte gemacht. Ich gab auf.
Seit meinem letzten und einzigen Versuch ist die Couch versperrt. Alles was man liebt wird einem genommen. Räuber, Diebe!

Von nun an gibt es tägliches Training. Zwei, manchmal drei oder viermal am Tag muß ich meinen Kopf anstrengen. Ja ich hab´s kapiert. Sitz, Leckerli, Bleib, Leckerli, Decke Leckerli. Inzwischen mach ich das aus dem FF und ich lass sie im Glauben, dass es nur mit einem Leckerlie geht.
Der Rudelführer ist aber auch manchmal anstrengend und wenn dann noch der alte Rudelführer hinzukommt wird´s kompliziert, denn ihm fehlt das Timing. Bis der das Leckerli aus der Tasche geholt hat, bin ich wieder weg. Der ist mir einfach zu langsam. Ich glaube, den muß ich besser trainieren. Das muß schneller gehen.
Täglich spricht man mich an: „Doc gasssi?“. Wissen die nicht, dass ich Italiener bin? Was ist das,   gassi?  Naja, die Leine kommt, es wird interessant, gib ihm die Sporen, der wird schon merken wie es ab geht. Bin schon gespannt, wann ich die erste Witterung aufnehme. Die werden sich wundern, abrufen? Nicht mit mir. Die Sollen aufpassen, dass sie nicht auf die Schnautze fallen, wenn ich loslege. Jetzt hab ich´s: Gassi heißt vielleicht Wildsuche, Schnüffeln, Stellen, irgend sowas.
Aber nein, Spielverderber, ständig Fuß, bleib, langsam, immer auf die gleiche Seite gehen, im Kreis drehen, vor und zurück, ja ja ich weiß, Fuß gehen, dann gibt ´s auch lecker Leberwurst, aber Fährte aufnehmen das ist mein Ding, da hat mein Rudelführer noch lange nicht das sagen. Bis ich dem gezeigt habe wo der Hase läuft, wird es noch eine Weile dauern, den mein Rudelführer ist nicht gerade die Schnüffelnase, er versteht das einfach nicht. Unmöglich, Note 6 ungenügend.

So langsam haben wir uns aneinander gewöhnt und mein neues Rudel ist ganz passabel. Essen ist immer da, Wasser immer frisch und ansonsten kommen wir gut miteinander aus. Mein Rudelführer macht brav und ohne murren meine Häufchen weg, die ich im Garten immer an der gleichen Stelle ablege, damit ja keiner mit der Tretmine in Berührung kommt und es beim Gassi gehen keine
Beschimpfungen durch meine Hinterlassenschaften gibt, das möchte ich nicht dafür habe ich ihn einfach so liiieb.

Ich  habe schon sehr viel gelernt. Inzwischen weiß ich auch, dass mein neues Rudel, genau so wie ich, nicht beim Essen gestört sein will und lege mich deshalb schon freiwillig auf mein Platz. Inzwischen hab ich mich daran gewöhnt. Die Couch schwirrt zwar immer noch in meinem Kopf, aber durch die Hartnäckigkeit meines Rudelführers verzichte ich erstmal.
Manches im Haus ist mir noch nicht geheuer. Ich war noch nie im Keller und ebenso nicht im Obergeschoß. Naja, man muß sich Zeit lassen, es gibt immer was zu entdecken und wenn ich mal alleine bin, werde ich den Rest im Haus noch erschnüffeln können.
Im Moment reichen mir die alten Hausschuhe meiner Rudelführerin. Ich liebe einfach den Geruch, aber das mach ich nur um gegen eine leckere Leberwurst aus der Tube tauschen zu können.
Hat sie nur noch nicht gemerkt!

Ach ist das Leben schön, jeden Tag Leckerli, immer eine richtig gute Mahlzeit und Promenadenlaufen und von allen Komplimente aufzuschnappen: „ach was für ein lieber Hund, ach bist du ein hübscher Junge“, immer gestreichelt, massiert und gebürstet werden. Das ist ein wunderbares Hundeleben. Da nehme ich das Training gerne in kauf und wenn ich weiterhin so gut mitmache, werde ich ein super Vorzeigehund. Ich habe es schon fast geschafft, in die Fußstapfen meines Vorgängers zu steigen. Die paar Prozente schaff ich locker, wär doch gelacht!
Möchte nicht mehr mit meinem alte Leben tauschen.
Leider bin ich noch eine Woche in Quarantäne, sagt mein Arzt, aber dann freue ich mich auf Bekanntschaft mit meiner Spezies. Meine Kumpels aus Sardinien fehlen mir schon.

Bis bald
Doc

 

Lesen Sie hier auch unsere Startseitenmeldung vom 26.12.2022 zu Doc's glücklichem Happy End...

 

 

Hier zur  Erinnerung die Geschichte von Doc:

 

Doc – Naturbursche mit Sozialkompetenzen

Als Doc bei seinem damaligen Besitzer seinen Jagdtrieb entdeckte und den Hühnern des Hofes nachstellte, kam der energiegeladene Jagdhundmischling kurzerhand an die Kette. So musste er nicht nur seiner Jagdleidenschaft entbehren, sondern vor allem auch seinem Bedürfnis nach Bewegung. Daher war es für den knapp 2 Jahre jungen Doc vielmehr eine Erleichterung, als er bei uns im Rifugio abgeladen wurde, denn zumindest konnte er sich nun endlich wieder frei bewegen und auch mal mit den anderen Hunden durchs Gehege toben.

Doc ist dankbar für jede Form menschlicher Aufmerksamkeit, er spielt gerne mit seinem Ball und lässt sich hier auch mehr oder weniger auf Tauschgeschäfte ein. Er ist bei den Mitarbeitern des Rifugios sehr beliebt und keiner kann so recht verstehen, warum sich niemand für ihn interessiert. Gegenüber Artgenossen ist Doc im Rifugio der sozialkompatibelste Hund, er kommt hier mit allen gut zurecht, egal ob groß, klein, alt, jung, weiblich, männlich. Er ist allen Hunden ein begehrter Spielpartner und ein souveränes Vorbild, insbesondere den eher schüchternen Welpen und Junghunden.

Für Doc suchen wir Menschen, die sehr naturverbunden sind, sich gerne im Freien bewegen und Doc auch geistig auslasten möchten. Für Suchspiele, Mantrailing und/oder Apportierübungen, wäre Doc sicherlich schnell zu begeistern. Kleintiere und Katzen sind für unseren Doc nicht die geeignetsten Lebenspartner, hier ist er Jagdhund durch und durch. Kinder sollten bereits im Schulalter sein und sich im Umgang mit einem Hund anleiten lassen.

Wir wünschen uns eine Familie, die Doc einen Platz in ihrem Herzen und ihrem Heim geben möchte. Menschen, denen er im Gegenzug sein ganzes Herz und seine bedingungslose Loyalität schenken darf – vielleicht Ihnen?