Tagik (05.02.2020)

Erst ein bewunderter und geliebter Welpe, dann schnell vergessen, ein einsamer Streuner, ein Kettenhund, ein Herdenschutzhund mit Ecken und Kanten, der nicht überall hinpasst und der auch schon mal aneckt - das war Tagiks Leben in den ersten 7 Jahren. Diese Odyssee ist seit dem 05.02.2020 endlich vorbei. Jetzt ist er offiziell Familienhund bei seiner Pflegefamilie geworden. Hier hat er alles gefunden, was ihm wichtig ist. Alles, was er bisher entbehren musste, saugt er auf wie ein Schwamm: lange Spaziergänge, Spielen, Faulenzen und Kuscheln auf dem Sofa…Das sind seine neuen Hobbys. Auch in der Hundeschule macht er gut mit und lernt schnell.


Wir wünschen Tagik und seiner Familie noch viele, schöne, gemeinsame Jahre.

Seine Familie schreibt uns:

Tagik sollte nur kurz, wirklich nur vorübergehend bei uns bleiben, bis ein Lebensplatz gefunden wäre, der ihm größtmögliche Freiheit bieten könnte. Denn viel Freiraum schien er zu brauchen. Wir bekamen jedoch einen Hund, der vor allem gaaanz viel nachzuholen hatte. Alles was für unsere Hunde normal ist, nahm er mit besonderer Dankbarkeit an und kostete es in vollen Zügen aus. Er war und ist unglaublich anhänglich. Wenn Tagik denjenigen, der gerade nach Hause gekommen ist, eine Weile verfolgt, wenn er spielt, wenn er auf dem Sofa liegt und uns seinen Bauch hinstreckt, kommt er uns oft noch wie ein Welpe vor, trotz seines Alters von 7 Jahren. Anrührend ist auch, dass er zwar in unser Auto nach kurzer Übungszeit problemlos ein- und aussteigt, um fremde Autos aber einen sehr großen Bogen macht, besonders wenn die Heckklappe offen ist. Beim Spazierengehen findet er oft kein Ende, möchte noch hierhin und dorthin. Aber alleine draußen sein? - Kein Bedarf! Er möchte einfach nicht mehr weg und hat uns mit seiner ruhigen, sanften und freundlichen Art um die Pfote gewickelt. Er hat natürlich seinen eigenen (Stur-) Kopf und an den Ecken und Kanten müssen wir mit Hilfe der Hundetrainerin noch arbeiten. Aber Tagik gehört einfach zu uns und soll hier seinen Lebensplatz haben.

Zur Erinnerung Tagiks Geschichte:

Tagik – sanfter Riese sucht Lebensplatz
 
Tagik ist ein wundervoller zentralasiatischer Owtscharka Mischling. Er wurde mit seinem Bruder als Welpe angeschafft, um das Feriengrundstück seiner reichen Familie in Nordsardinien zu bewachen. In den ersten Sommermonaten konnten sie ihr Leben in einem schönen Park mit Eseln und Ziegen verbringen. Für die beiden Brüder war der Himmel rosarot und sie verbrachten zusammen mit den Kindern der Familie eine unbeschwerte Junghundzeit.
 
Nach der Saison ist es üblich, dass die Tiere sich selbst überlassen werden, da man sie über Winter nicht mit in die Stadt nehmen kann. Dann springt in der Regel ein Hausmeister ein, der die Anwesen auch im Winter betreut und die Tiere alle paar Tage füttert. Wenn die Hunde Glück haben, dürfen sie frei bleiben. Auch Tagik und sein Bruder waren frei. Doch so ganz sich selbst überlassen begannen die beiden herumzustreunen, was zu Ärger bei den Nachbarn führte. Die beiden Hunde schürten durch ihre stattliche Größe Ängste bei den Leuten.
 
Sein Bruder wurde daraufhin erschossen und Tagik war auf sich allein gestellt. Es hagelte Beschwerden und Anzeigen, und die Familie wollte nicht Ihr Gesicht verlieren. So wurde beschlossen, dass Tagik wegmusste. Der Hausmeister wollte vermeiden, dass Tagik ein Schicksal in einem Zwinger oder gar einem der Canile erwartete und hat ihn kurzerhand dem marokkanischen Gärtner geschenkt.
 
Doch der Gärtner rechnete nicht damit, dass Tagik seinen Freiheitsdrang auch weiterhin ausleben wollte. Tagik nutzte jede Gelegenheit zu entwischen. Er lief kilometerweit zurück „nach Hause“. Dabei blieb er öfter mitten auf der Straße zu stehen, um Autos anzuhalten. Auch stöberte er auf fremden Grundstücken herum. Wahrscheinlich war er einfach nur auf der Suche nach Aufmerksamkeit und einer streichelnden Hand. Wieder hagelte es Anzeigen, Verwarnungen bis hin zu Bußgeldern, was dazu führte, dass Tagik an die Kette gelegt wurde. Wir können von Glück sprechen, dass der Mann ein Tierfreund ist und er es nicht ertragen kann, wie Tagik an seiner Kette leidet. So hat er uns gebeten, für ihn ein neues Zuhause zu suchen.