Amedeo

Heute möchte ich noch die Gelegenheit nutzen, um über eine alten Hund  zu erzählen, den ich vor drei Jahren kennenlernen durfte. Ich weiß gar nicht mehr, wie genau der Kontakt zu Frau Bormann-Rolfs entstanden ist, jedoch meinte sie, sie hätte einen alten Senior zur Vermittlung. Der alte Herr lebte bis dahin 13 Jahre im Refugio auf Sardinien, ohne je einmal was gesehen und erlebt zu haben. Und ich weiß auch nicht, irgendwie konnte sie mich überzeugen oder auch ein bisserl überreden, den alten Herrn aufzunehmen.


So war es am 7.Juli 2010, dass wir am Flughafen Nürnberg Amedeo abholen konnten. Er kam mit einem Touristenpaar aus Niedersachsen am Nürnberger Flughafen an, die beiden übergaben uns Amedeo und noch einen weiterer Hund war auch dabei, und danach flogen sie weiter Richtung Hannover.


Als wir zuhause angekommen waren, wollte Amedeo das Auto und die Hundebox absolut nicht verlassen. Es war eine große Anstrengung, ihn ins Haus zu kriegen. Dort begrüßte er erst einmal die bereits vorhandene Hündin Octavia, welche aus Griechenland stammt. Es war ihm aber alles nicht recht geheuer. Er trank etwas und legte sich sofort in den Hundekorb. Zum Glück waren ja einige zur Auswahl da.....


Die ersten Tage nahm ich ihn nachts mit in den ersten Stock, wo Octavia ein zweites Hundebett hat, da unser Schlafzimmer noch einmal einen Stock höher liegt. Ich musste ihn jeden Abend und auch morgens die Treppen rauf- und runter tragen. Nach drei Tagen habe ich das aufgegeben, und erst einmal im Wohnzimmer auf dem Sofa geschlafen, um nachts bei ihm zu sein. Die ersten Nächte waren schlimm mit ihm. Er hat fast die ganze Nacht gesungen. Das war echt anstrengend. Wenn ich jedoch mit auf dem Sofa geschlafen  habe, dann ging's einigermaßen, da hat er das Singen wohl vergessen. Wenn wir in den Garten gegangen sind, blieb er grundsätzlich im Haus zurück. Ich musste ihn immer anleinen, damit er mit in den Garten geht. Dort konnte er sich dann mit einer 5 m langen Schleppleine bewegen. Meistens hat er sich ganz in der Ecke des Gartens ein Loch gegraben und sich reingelegt. Gingen wir abends wieder rein, musste ich ihn auch wieder mit der Leine ins Haus nehmen.... Merkwürdigerweise beim Gassi gehen gab's keine Probleme mit ihm, da war er immer gleich dabei. Obwohl er es ja nicht kannte, war er sofort stubenrein. Ich glaube, er hat sich da immer an Octavia orientiert.


Das Witzige war auch, da sie ja die einzige Dame im Haus ist, wollte sie ihn anfangs so gar  nicht akzeptieren. Er war halt da, und das war einfach so. Meistens hat sie ihn nicht beachtet, einfach ignoriert....


Amedeo hatte immer große Angst, wenn er rausgehen durfte. Hat er ein Knacken von Ästen gehört oder ein lautes Auto, da war er sofort verschreckt und total verstört. Ableinen konnten wir ihn leider nie, und das können wir auch heute nicht, da habe ich viel zu große Angst, dass er einfach davon läuft. Denn vor Kindern und fremden Menschen, lauten Geräuschen hat er immer noch Angst. Wer weiß, was der arme Kerl erlebt hatte.....? Wenn Besuch kam, lag er die ganze Zeit in seinem Hundekorb oder -bett. Das war ihm alles nicht geheuer. Zu mir hat er relativ schnell ein gutes Verhältnis aufgebaut; zu meinem Partner leider lange Zeit nicht. Aber das war für  uns kein Problem.


Wie ich ihn von Frau Bormann  vermittelt bekam, war es mehr Mitleid mit ihm. Ich wollte einfach einem alten Hund mit seinen 13 Jahren  noch einmal für einige Zeit ein schönes Zuhause mit Essen, weichem und warmen Bett und mit ganz viel  Streicheleinheiten und Liebe schenken. Es war zwischen Amedeo und mir beileibe keine "Liebe auf den ersten Blick". Vor einigen Wochen, am 7. Juli durften wir nun unseren gemeinsam 3. Jahrestag feiern. Wer hätte das gedacht! Und dem Amedeo geht es heute viel, viel besser als bei seiner Ankunft. Wir mussten ja auch, knapp zwei Monate nach seiner Ankunft, ihm eine Zehe am Fuß amputieren lassen, welche bereits entzündet war, als er zu uns kam. Aber das stört ihn nicht weiter. Am Tag nach seiner OP lief und fetzte er schon wieder völlig wild umher.... Heute ist er nun 16 Jahre alt, und fühlt sich rundum wohl. Er rennt und fetzt. Ich denke immer, er will seine ganzen 13 verlorenen Jahre aus dem Refugio nachholen. Gesund ist er, er hat ein total gutes und gesundes Herz. Das Laufen fällt ihm an manchen Tagen schwer, aber kein Problem, dann muss er halt keine großen Runden drehen. Da geht's einmal raus und für den Rest des Tages darf er in den Garten, dafür ist der Garten ja da. Er fährt sehr gern Auto, da schaut er immer sehr interessiert aus dem Fenster raus, und das, obwohl er mit Sicherheit kein Auto bis dahin kannte. Wenn es dunkel ist, geht er problemlos mit spazieren. Tagsüber ist er schon etwas misstrauisch. Da bleibt er beim Verlassen des Hauses erst einmal an der Treppe stehen, schaut sich um, was rings um ihn los ist und dann geht er mit. Vor Kindern und Menschen hat er noch immer Angst, diese Angst konnten wir ihm nicht nehmen. Gehe ich aber am Tag 5x mit den Hunden raus, da ist er dabei.... Es ist immer so, Hauptsache er ist dabei..... Kommen wir aber vom Gassi gehen zurück und gehen langsam auf die Haustüre zu, da merkt man richtig, wie er sich immer mehr entspannt. Und im Haus, das ist sein Zuhause, da fühlt er sich wohl, da ist er ganz frei und völlig ungezwungen. Und das Haus wird auch vor Fremden verteidigt. Wenn's klingelt ist es das einzige Mal, dass er bellt. Da lautet sein Grundsatz "My Home is my Castle". Und wie schon erwähnt, der Garten ist "sein Reich", da fühlt er sich sauwohl.


Er hat sich in den letzten 3 Jahren überhaupt sehr positiv entwickelt, er ist eine richtige Schmusekatze geworden. Da wird um gekrault zu werden, schon mal richtig gestoßen und gestupst, und wenn's sein muss, wird auch mal Octavia zur Seite geschoben, obwohl er akzeptiert hat, dass er rangmäßig nach ihr kommt. Wenn er sein Futter bekommt, es hat ja jeder von den beiden seine eigene Schüssel, da macht er vor Freude richtige Luftsprünge. Beim Essen legt er sich neben den Tisch, ohne zu betteln, Hauptsache er ist dabei. Und so soll das ja auch sein. Er versteht sich auch mit Octavia total gut, sie haben sich in den verschiedensten Situationen gegenseitig Kraft und Sicherheit gegeben. Wenn's um die Neugier geht, da ist Amedeo der Draufgänger. Er schaut sich schon mal alles genau an, wo Octavia eher zögerlich und vorsichtig ist. Mit meinem Partner versteht er sich auch prächtig, da wird jetzt schon auch geschoben und gedrückt, damit man gekrault wird. Er hat sich einfach ganz toll entwickelt. Es gäbe noch so viel über ihn zu erzählen, aber das würde den Rahmen sprengen. Er ist einfach ein ganz lieber alter Hund geworden, der jeden Tag genießt. Ich bin heute froh, dass ich damals auf Frau Bormann-Rolfs gehört und mich für ihn entschieden habe. Ich würde mich auch immer wieder für einen Senior entscheiden. Die geben einem so viel Liebe und Dankbarkeit zurück......Und so hoffen wir, dass er noch eine lange Zeit bei uns sein kann um sooooo vieles nachzuholen, was er 13 Jahre lang versäumt hatte....... So sind wir dankbar, für die gemeinsamen vergangenen drei Jahre und hoffen mal, dass die Zeit noch lange anhält!


Leider besteht für uns keine Möglichkeit mit den beiden Hunden zum Sommerfest von respektiere zu kommen, da Octavia das Autofahren nicht verträgt, und von uns ist es leider sehr weit nach Nordrhein-Westfalen. Es wäre sicher einmal schön gewesen, einige Mitarbeiterinnen von respektiere persönlich kennen zu lernen, denn ich habe eigentlich nur regelmäßig Kontakt zu Frau Martin aus München und zu Frau Bormann-Rolfs, welcher ich auch immer fleißig über Amedeo berichte und immer aktuelle Bilder mitschicke. So möchte ich auch dieser Mail an Sie einige Bilder anhängen, damit Sie sehen können, wie gut es Amedeo geht!


Herzliche Grüße aus dem sommerlichen Fürth!