09.05.2013 - Mehr als 2000 Tage Gefangenschaft und Hoffnungslosigkeit - und dann die Rettung!

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Wir haben so viel von ihnen berichtet im Laufe der Jahre. Von den Hunden, die eingefangen wurden, um dann im canile europa weggesperrt zu werden. Auf engstem Raum - ohne Liebe und Fürsorge. Ihr Leben bestand aus einer hohen Mauer, einem hohen Zaun, staubigem Boden und einer Hütte - mehr nicht. Wir berichteten von ihnen, als sie vor mehr als sechs Jahren eingefangen worden sind, im Welpenalter, völlig arglos ihrem Fänger aus Hunger folgten. Wir erzählten Ihnen von den unmöglichen Versuchen, in all den Jahren ihr Wohlbefinden zu überprüfen und wir berichteten von dem Tag, an dem wir erfuhren, dass ein Hund des kleinen Rudels fehlt. Sein Leben wurde nirgendwo mehr verzeichnet, sein Leben war einfach irgendwann zu Ende, nachdem es nicht einmal begonnen hatte. Und letztlich haben wir gerade die letzten Monate auf unserer HP erzählt, wie zermürbend die Wartezeit ist. Lesen Sie hier noch einmal den letzten Bericht. Obwohl die Kooperation mit dem canile europa beendet war, alle Außenstände bezahlt wurden, alle bürokratischen Hürden genommen waren - mussten weitere drei Monate vergehen, bis wir die Hunde endlich zu uns ins Rifugio Arca Sarda holen konnten. Hinter den Hunden liegen nun mehr als 2.000 Tage Gefangenschaft…

Da scheint der Wechsel von einem canile ins nächste Rifugio schon fast absurd. Das ist es aber nicht… Unser Rifugio Arca Sarda in Santa Teresa ist unter anderem genau diesen Hunden gewidmet worden. All die Tage war das Schicksal dieser Hunde, für die es in Santa Teresa keine Alternative gab, unser Ansporn einen Ort voller natürlicher Schönheit mit einem artgerechtem Lebensraum zu gestalten und diesen mit Respekt und Wärme zu füllen. Diese Hunde sind zwar wieder nicht frei, aber diese neue Gefangenschaft wird ihnen ein Stück weit ihr altes Leben wieder schenken. Allem voran wird sie davor beschützen, nochmals an einen solchen Ort der absoluten Hoffnungslosigkeit zu kommen.

In all den Jahren hat die Gemeinde dem canile ca. 2 Euro pro Tag und pro Hund bezahlt. Gelder, mit denen man unglaubliche Fortschritte im Tierschutz hätte finanzieren können, wie z.B. Kastrationskampagnen, Sensibilisierungskampagnen und vieles mehr. So sind ca. 17.000 Euro in Hände geflossen, die niemals gestreichelt haben oder ernsthaftes Interesse an einer Zukunft für die Hunde gehabt hätten,  sondern die nur eingesperrt, vernachlässigt und kassiert haben.

In der Osterzeit kamen diese vier Seelen zu uns ins Rifugio - an den Ort der u.a. für sie gebaut wurde. Trotzdem die Hunde so viele Jahre im canile europa verbracht haben, war es keinem der dortigen „Pfleger“ möglich sie anzufassen, geschweige denn in eine Transportbox  zu setzen. Die armen Hunde wurden mit Fangstäben in ihren kleinen Gehegen gefangen, auf dem Rücken liegend durch den Staub gezerrt, die Drahtschlinge um ihren Hals! Ein Bild, welches sich ganz tief in die Seelen unserer Helfer eingebrannt hat, die bei der Abholung dabei waren. Zwei Hunde kamen aus dem nicht zugänglichen Innenbereich des canile, wo kranke Hunde untergebracht sind. Erst in diesem Moment erfuhren wir, dass einer unserer Hunde zuvor gebissen worden war und zur Genesung in der Quarantänestation verweilte. Als wir ihn sahen stockte uns der Atem. Sein Hals und sein Kopf waren übersäht mit Nähten und hervorstehenden Fäden. Er sah aus, als hätte man ihn mit einem Kettenhalsband strangulieren wollen. Der andere, ein angeblich alter, gebrechlicher Hund, war von weitem schon gezeichnet von Leishmaniose, ein Bild des Jammers.

Das Fangen der Hunde und der Transport dauerte zwei Stunden. Als die vier in Santa Teresa ankamen, saßen sie mitten in ihrem Erbrochenen und Lachen voller Durchfall. Alle hatten eine einzige Autofahrt in ihrem Leben erlebt, den Abtransport ins canile. Die Hunde waren gezeichnet von Angst und Stress und Übelkeit. Das alles war nicht so schlimm - die Stumpfheit  in ihren Augen sehen zu müssen war weitaus schlimmer.  Augen, die einfach nur ins Leere starren…

Wie gerne hätten wir den Vieren direkt einen Auslauf in der grünen Freilaufzone ermöglicht oder ein Bad nach sechs Jahren im großen Regenteich. Leider aber konnten wir ihnen nur eine Quarantänebox bieten, das schreiben die Hygienemaßnahmen für alle Neuankömmlinge vor. Trotzdem sich die Hunde in puncto Unterbringung erst einmal verschlechtert hatten, schienen sie in den kommenden Stunden zu merken, dass irgendetwas anders war.

Wir werden in der nächsten Zeit weiterhin von der Entwicklung der traumatisierten Hunde berichten, die nun Teil unseres Vereins sind und deren Wohlbefinden nun in unserer aller Händen liegt.
„Benvenuto“ (Willkommen) der kleinen Hundefamilie aus Conca Verde, der Mama Liccia, Tochter Conca und Sohn Ulisse. „Benvenuto“ auch dem Schäferhund Rintintin, dessen Körper gezeichnet ist von fehlenden Therapien und mangelnder Fürsorge, dessen Kampf gegen die Leishmaniose jetzt beginnt. Es ist für uns eine unglaubliche Erleichterung, diese Vier nun in unserem Rifugio Arca Sarda in Sicherheit zu wissen.