Hepatozoonose
Erreger, Vektoren und Verbreitung

Das Vorkommen der Hepatozoonose ist eng mit dem Auftreten des krankheits-übertragenden Vektors, der braunen Hundezecke, verknüpft. Der in Europa auftretenden Erreger Hepatozoon canis, der zu der Untergruppe der Kokzidien gehört, wurde aus Afrika importiert und wird gegenwärtig vorzugsweise im mediterranen Raum und somit auch auf Sardinien gefunden. Hier sind mindestens 10% aller freilebenden und damit ungeschützten Hunde infiziert. Bis vor kurzem wurde angenommen, dass die Hepatozoonose nur südlich 45° nördlicher Breite vorkommt. Inzwischen wurde aber bei einer großangelegten Untersuchung des Fuchsbestandes im Freistaat Thüringen festgestellt, dass ein recht hoher Prozentsatz der Füchse seropositiv auf Hepatozoon canis ist [Naucke, T.J., 2013].
 
In diesem Zusammenhang wird auch eine Übertragung durch die Igelzecke (Ixodes hexagonus) diskutiert. Der Hund nimmt den Erreger normalerweise oral durch Fressen bzw. Verschlucken der Zecke auf. Im Verdauungstrakt durchdringen die Erreger die Darmwand, um zunächst Monozyten und Lymphozyten, später Milz, Leber, Muskulatur, Lungen und das Knochenmark zu befallen. Die Entwicklung durchläuft mehrere Stadien und schließt ungefähr nach 5-7 Wochen mit der Bildung von sogenannten Gamonten ab. Eine Besonderheit ist die jahreszeitabhängige zyklische Aktivität und Zahl der Erreger.

Die Symptome der Hepatozoonose

Das klinische Bild einer manifesten Hepatozoonose ist nicht klar definiert. Die Infektion verläuft häufig mit milder bzw. gänzlich ohne Symptomatik ab. In Einzelfällen sind aber auch dramatische Krankheitsverläufe beschrieben, die insbesondere durch die Bildung großer Immunkomplexe (u.a. durch durch übermäßige Produktion von γ-Globulinen) zu Leber- und Nierenversagen führen können. Nach unbestimmter Inkubationszeit können folgende Symptome auftreten:  

akut (< 3 Monate)

•     Fieber & Gewichtsverlust

•     Lymphknotenschwellung

•     Durchfälle

•     Anämie (Schleimhautblässe)


chronisch (> 3 Monate)

•     Anämie (Schleimhautblässe)

•     Muskelentzündung (steifer Gang)

•     Beeinträchtigung des ZNS

•     Epilepsie-ähnliche Krampfanfälle


Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Beobachtung, dass bei Hunden mit Mischinfektionen (z.B. Babesien, Leishmanien, Ehrlichien) diese Symptome wesentlich häufiger beobachtet werden. Eine Befragung von Tierärzten aus dem Jahr 2011 ergab, dass aus einer Gruppe von 182 Hepatozoon-positiven Hunden, mehr als die Hälfte keinerlei klinische Symptomatik entwickelten [Naucke, T.J. et al., 2011].

Gefahr für Tier und Mensch?

Der Name des Erregers ist etwas irreführend. Die Erkrankung ist keine Zoonose:  Eine Gefahr für Menschen besteht nicht, eine Übertragung ist nicht bekannt. Auch ein Infektionsweg von Hund zu Hund ist unwahrscheinlich. Allerdings kann die Hepatozoonose von Mutter-Hündinnen auf ihre Welpen übertragen werden. Bei Katzen wird der Erreger sehr selten gefunden; es treten dann oft ähnliche Krankheitssymptome wie beim Hund auf.
Vorbeugung

Gegen die Hepatozoonose steht gegenwärtig keine Chemo- bzw. Impfprophylaxe zur Verfügung. Aufgrund des Übertragungsweges durch das Verschlucken der Zecken gestalten sich auch präventive Maßnahmen recht schwierig. Prinzipiell kann man aber durch Fellkontrolle bzw. durch Einsatz von repellierenden (abweisenden) Mitteln wie z.B. Scalibor-Halsbändern, die Kontaktwahrscheinlichkeit mit Zecken minimieren.

Grundlegendes zur Behandlung

Leider ist kein sicheres Therapieschema zur vollständigen Eliminierung des Erregers bekannt. In der Frühphase der Erkrankung können Sulfonamide, später Kombi-nationstherapien mit Imidocarb, Pyrimthamin und Clindamycin versucht werden [Baneth, G. 2011] die aber in der Regel bei einer Behandlung nicht zur Beseitigung von H. canis führen [Sasanelli, M. et al., 2010].
Der in der Schweiz zugelassener Futterzusatzstoff Decoquinat kann die übermäßige Ausbreitung des Erregers wirkungsvoll verhindern und somit einen milden Krankheitsverlauf ermöglichen [Macintire, D.K. et al., 2001]. Auch wenn sehr viele Hunde nicht klinisch erkranken ist darauf zu achten, dass sie keinem unnötigen Stress ausgesetzt werden. Eine Hepatozoonose ist eine chronische Erkrankung bei der die Gabe einiger entzündungshemmender und immunsuppressiv wirkender Medikamenten wie z.B. Prednisolon (1,2-Dehydrocortisol) kontraindiziert ist.

Quellen

Baneth, G., 2011. Perspectives on canine and feline hepatozoonosis. Vet. Parasitol. 181, 3–11.

Macintire, D.K. et al., 2001. Treatment of dogs infected with Hepatozoon americanum: 53 cases (1989–1998) Journal of the American Veterinary Medical Association, 218, 77-82.

Naucke, T.J. et al., 2011. Die Hepatozoonose beim Hund- Verbreitung und Diagnose im Labor, Der Praktische Tierarzt  92, 115-119

Naucke, T.J.,  2013. Persönliche Mitteilung.

Sasanelli, M. et al., 2010. Failure of imidocarb dipropionate to eliminate Hepatozoon canis innaturally infected dogs based on parasitological and molecular evaluation methods, Veterinary Parasitology 171, 194–199.