Cira (06.01.2011)

 

Vor ziemlich genau zwei Jahren kam Cira als Pflegekatze zu mir. Sie war bei einer Kastrationsaktion auf Sardinien aufgefallen, da sie nach einer im gleichen Zuge vorgenommenen Augen-OP für einige Tage in der Obhut unserer Helfer und damit in ein Ferienapartment ziehen mußte, wo sie sich anders als vermutet nicht als Wildkatze zeigte. Der Entschluß reifte, sie aufgrund ihrer netten Art doch nicht zurück in die Kolonie zu entlassen sondern in Deutschland in ein liebevolles Zuhause zu vermitteln.

Von Anfang an war Cira mit meinen anderen Fellnasen "per Du" - sie hat sich sofort in das Rudel integriert. Menschen gegenüber blieb sie auf Distanz, ich durfte ihr den Napf hinstellen aber mich nicht weiter als bis auf 2m nähern. Für mich war dies kein Problem, Cira sollte alle Zeit der Welt zum Eingewöhnen bekommen, die sie brauchte.

Es sollte jedoch 2 Monate dauern, bis Cira den Weg über die Treppe hinab ins Erdgeschoß finden sollte. Da saß sie dann im Flur um wie ein geölter Blitz die Treppe hinauf zu stürzen, sobald ein Mensch den Flur betrat. Weitere drei Monate dauerte es, bis Cira sich vom Flur durch die Wohnzimmertür traute um das Erdgeschoß zu erkunden. Zudem traf sie unten auf meine zwei Schäferhunde, die sie jedoch überhaupt nicht interessierten. Völlig überraschend kam sie sogar eines abends zu mir auf die Couch gesprungen und setzte sich außerhalb des Streichelradiuses ganz entspannt hin. Von da an bewegte sich Cira völlig ungezwungen im Haus.
 
Schnell wurde klar, daß sie sich insbesondere zu den Hunden sehr hingezogen fühlte. Mit diesen schmuste sie am Liebsten, warf sich ihnen quasi buchstäblich an den Hals in der Hoffnung, von Ihnen beachtet zu werden. Absteigend in der Schmuserangordnung kamen ihre Katzenkumpel, während sie bei mir nur ganz vorsichtig an der Hand schnupperte und sich höchstens mal am Hals kraulen ließ. Mittlerweile war es Sommer und schönstes Freigangwetter. Cira saß jeden Tag in der offenen Terrassentür, traute sich aber nicht, auch nur eine Pfote raus zu setzen. Ganz langsam tastete sie sich über Tage hinweg immer weiter vor, irgendwann saß sie draußen im Gras. Das alles ging nur gut, wenn die Terrassentür offen stehen blieb um eine schnelle Rückzugsmöglichkeit zu bieten. Völlig panisch wurde sie, als die Tür einmal geschlossen war, nachdem sie rausgegangen ist. Aber auch dieses Erlebnis hat Cira verkraftet und mittlerweile warte sie wie die anderen Katzen entspannt vor der Tür, bis ihr Einlaß gewährt wird (oder aber liegt in einem der Körbchen in der Gartenlaube, bis sich jemand im Haus regt). Das es eine Katzenklappe im Kellerfenster und damit eine ständige Rückzugsmöglichkeit ins Haus gibt, hat sie erst vor ca. 1 Monat mitbekommen :-)

Natürlich wurde Cira mit Text und Bildern in die Vermittlung aufgenommen. Aber jeder weiß, daß es die schüchternen Katzen besonders schwer haben, ein neues Zuhause zu finden. Dabei waren Cira's Anforderungen gar nicht so groß: ruhiger Haushalt, Hunde und Katzen sollten vorhanden sein. In der ganzen Vermittlungszeit hatte Cira gerade mal zwei Anfragen, die beide nicht gepaßt haben. Und wie hätte ich Cira auch in eine Transportbox bekommen sollen? Tierarztbesuche sind mit ihr nicht möglich; allein schon ein Spot-on-Präparat bedeutet allergrößten Stress für alle Beteiligten!

Jetzt, nach zwei Jahren, steht meine Entscheidung fest, daß Cira für immer bleiben darf! Ehrlich gesagt ist sie aus meinem Katzenrudel nicht mehr weg zu denken und was würden die Hunde wohl ohne diese aufdringliche Katzendame machen?! Sie ist eine wirkliche Bereicherung mit ihrer zurückhaltenden Art, fordert nichts ein, gibt dafür aber umso mehr. Ich brauche keine weitere Schmusekatze, davon habe ich genug. Es macht mir absolut nichts aus, daß ich für Cira ausschließlich der Futterspender bin.

Cira hat ihr Plätzchen im Leben gefunden. Ich hoffe auf viele gemeinsame Jahre mit ihr und darauf, daß sie das freie Katzenleben noch lange genießen  kann!