Daly (01.01.2011) |
Es war schon im Herbst ziemlich klar, dass wir im Dezember vor unserem langen Urlaub wieder einen Pflegehund nehmen würden. So schaute ich mich bereits im Oktober auf unseren Seiten um, wer wohl in unser kleines Hunderudel, bestehend aus zwei sardischen Mädels, passen würde. Generell suchte ich nach einem weiteren Mädchen, da unsere kleine Pinscher-Mischlingshündin, Lolle, Rüden ziemlich doof fand. Schon mehrfach hatten wir im Haus erlebt, dass sie die Rüden reglementierte und sie sich nicht bewegen durften. Immer wieder viel mir jedoch Daly auf, seine Geschichte war so traurig und anrührend. Er hatte sich aufgegeben, wurde uns von den Kollegen auf Sardinien ans Herz gelegt. Er lag dort, schleckte die Mauern des Geheges ab und wurde von seinen Artgenossen unterdrückt. Zudem haben wir kaum Rüdenpflegestellen und daher war nicht absehbar, wann er wohl nun nach Deutschland kommen konnte. Auch gab es keine Anfrage - was ich überhaupt nicht verstehen konnte, denn er ist ein bildschöner Rüde in einem tollen Alter mit 2,5-3,5 Jahren. Nun denn, unsere Entscheidung fiel aufgrund unserer Hündin auf Musetta. Sie zeigte sich zurückhaltend und eher ängstlich. Eine Herausforderung, die ich bereits mit meiner Ersthündin gemeistert hatte. Wir ließen Sie im November ausreisefertig machen und hatten bereits selber einen Flug vom 09.-12. Dezember gebucht. Hier sollte sie mit uns kommen. Bereits kurze Zeit später, erfuhr ich, dass Musetta Interessenten hatte. Natürlich freute ich mich sehr, auf der anderen Seite hatten wir uns schon so auf sie eingestellt. Tatsächlich verlief Anfang Dezember der Besuch bei den Interessenten positiv und sie sollte noch Ende Dezember nach München ausreisen, wo ihre Familie sie bereits sehnsüchtig erwartete. Erneut standen wir vor der Frage "Und nun?". Wir berieten uns Zuhause und entschieden, unsere erste Wahl jetzt zu holen: Daly. Wir gingen das Risiko ein, hatten glücklicherweise eine neue Pflegstelle, die sich bereit hielt für den Fall, dass es mit Daly und unserer Lolle nicht klappen sollte. Und so gingen wir auf Reise nach Sardinien. Bereits am zweiten Tag kamen wir in unserem Partnertierheim an. Und direkt im ersten Gehege, zwischen Junghunden, fanden wir Daly. Er war ruhig, schien in sich gekehrt und wurde von den jungen, dynamischen Hunde ziemlich geneckt. Wir sahen, dass sein Ohr zerbissen war, es fehlte ein Stück und es war blutig. Die Tierärztin erklärte uns, dass es eine Beißerei gegeben hatte und Daly hatte sich einfach hingelegt und es über sich ergehen lassen, darum mussten sie ihn nun bis zur Abreise in das Junghundgehege nehmen. Es war traurig. Mein Mann war das erste Mal dort und versuchte immer wieder sich um Daly zu kümmern, der traurig im Gehege stand. Es war fast unmöglich, weil die hübschen, rauflustigen Junghunde an uns hochsprangen und um Aufmerksamkeiten buhlten. Wir verliessen das Gehege und setzen unsere Arbeit im Refugio für diesen Tag fort. Schon in der darauffolgenden Nacht, sagte mein Mann zu mir "Vielleicht kann Daly ja bei uns bleiben?!". Ich hatte viele Fragezeichen im Gesicht, denn eigentlich war er derjenige, der schon im Jahr zuvor unseren Pflegehund ziehen ließ. Traurig, aber mit der Realität vor Augen, dass drei Hunde schon eine ganz schöne Herausforderung bedeuteten. Er hatte sich in Daly verliebt - im aller ersten Moment als er ihn sah. Seine traurigen Augen, sein hilfloser Blick, die vielen wilden Hummeln um ihn herum, die ihn unendlich bedrängten. Ich antwortete nicht, denn ich wußte, dass wir ihn ersteinmal in unserem Zuhause eingliedern und sein Charakter zum Vorschein kommen lassen mussten. So geschah es. Am 12.12. reisten wir abends nach Hause. Wir holten direkt auf dem Weg zum Flughafen unsere beiden Hündinen bei sehr guten Freunden von uns ab. Dort konnten wir auch in einem Nebengarten - gut umzäunt - im Dunkeln die Hunde zusammenführen. Er zeigte sich zurückhalten den Hündinnen gegenüber, die natürlich sich erst einmal riesig über uns freuten und ihn ziemlich ignorierten. Dann wuchs das Interesse unserer mittleren Hündin, die ihn direkt nett fand. Auch unsere kleine Lolle schien ein Okay im Gesicht zu stehen. So stiegen wir alle ins Auto und fuhren nach Hause. Was soll ich sagen... Wir stehen jetzt auf der happy end Seite. Daly zeigt sich als absoluter Schatz Zuhause. Nach wie vor ist er ein ruhiger, ausgeglichener Hund. Er akzeptiert ohne Probleme die Katzen, war von Anfang an stubenrein, womit ich natürlich überhaupt nicht gerechnet hatte und schon in der ersten Nacht alle drei Stunden aufstand um ihn rauszuführen. Er schaute mich nur mit verschlafenem Blick an und dachte wahrscheinlich "mein Gott muss die oft auf Toilette". Lolle hat ihn voll und ganz akzeptiert, da er sie überhaupt nicht bedrängt, sondern ihr ihren Freiraum und den Prinzessinenthron lässt. In Caya, unserer anderen Hündin, hat er eine tolle Hundekumpeline gefunden, mit der man spielen und toben, aber auch fantastisch schmusen kann. Naja, und was soll ich von meinem Mann sagen. Ich sah von Anfang an dieses Leuchten in seinen Augen, ich wußte, egal was passieren würde, Daly hatte sein Zuhause schon gefunden. Er würde ihn nie wieder ziehen lassen. So sassen wir also am 31.12. und 01.01. zusammen und diskutieren über Daly und seine Zukunft. Das Ergebnis: wir sind um einen Hund reicher und Daly hat endlich sein Zuhause gefunden. Wir sind nun stolze Besitzer eines Hundetrios, ich fange erneut die Hundeschule an und frage mich, ob wir nun vollständig sind? Daly hat mittlerweile eine neuen Namen, der ganz alleine und vor allen Dingen mit viel Liebe von meinem Mann ausgesucht wurde. Feivel - der Mauswanderer. Nun unserer Hausforderung ist gemeistert oder soll ich sagen, sie hat gerade erst angefangen? Ich freue mich erneut, jedes Mal, wenn ich Feivel nun auf seinen Plätzen liegen sehe, die er erst nach und nach angenommen hat, denn etwas weiches unter seinem Körper war nicht direkt selbstverständlich - eher komisch. So wurde aus den Fliesen das Körbchen und mittlerweile sogar die Couch. Er beginnt sich sichtlich zu entspannen, hat tiefe Schlafphasen, indenen die Katzen in Ruhe ihn von oben bis unten abschnüffeln und auch sonst spüre ich in mir eine tiefe Befriedigung, wenn ich auf diesen Hund sehe. Es ist unser Ansporn weiterhin vielen Tieren auf den Weg zu helfen, denn sie haben es so sehr verdient. Als mein Mann die Reise nach Sardinien Revue passieren liess, sagte er, ich hätte niemals geglaubt, dass es so viele Hunde, verschiedener Rassen, Farben, Altersstufen und Größe auf wenigen Quadratmetern gibt. Und sie alle suchen nach Aufmerksamkeit, nach Nähe und nach Abenteuern. Sie alle haben Schlimmes durchlebt und trotzdem lieben sie uns, sie winseln und biedern sich an. Auch er hat nun die Blicke der Tiere gesehen, ob Katzen oder Hunde, die Hilfe brauchen und die Tierschutzarbeit ist nun viel klarer zwischen uns und ohne Fragezeichen. Ich freue mich darüber sehr und bin stolz so einen Mann an meiner Seite zu haben, dem mein großer Lebensinhalt nun viel, viel Näher gekommen ist als zuvor. Feivel heute, als Hund der endlich eine Familie gefunden hat:
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