Asma
ASMA
Nachruf für ASMA
  Vor einigen Jahren begegnete uns bei unserer Katzenkolonie nahe der Wallfahrtskirche BuonCamino auf Sardinien ein Geist. Geist, zumal wir nur schattenartig die Umrisse eines Wesens entdecken konnte, welches uns regelmäßig bei der Fütterung unserer Straßenkatzen beobachte, sich aber nie zeigte. Wir wussten, es musste ein Hund sein, den der Hunger zu diesem Katzenfutterplatz lockte. Wir nannten diese Kreatur FANTASMA (übersetzt: Geist).
Im Laufe der Monate gelang es unseren einheimischen Mitarbeitern aus S.Teresa, das Vertrauen von Fantasma zu erlangen und die scheue Jagdhündin ließ sich an unserer Futterstelle nicht nur immer öfter blicken sondern ließ sich mit viel Behutsamkeit auch anfassen. So wurde aus Fantasma ASMA. Asma war von BuonCamino nicht mehr wegzudenken. Jeden Morgen pünktlich um 6.00 Uhr empfing sie unsere italienischen Vereinsmitarbeiter die mit Katzenfutter zur Kolonie fuhren. Asma holte sich dann ihre extra Portion Pasta und Fleisch ab und verließ das Szenarium immer mit einem Stück trockenem Brot welches sie im nahegelegenen Wäldchen vergrub. Asma war unauffällig und kein Einheimischer nahm deshalb Anstoß an ihr. Wäre dies anders gewesen, hätten die Behörden schon längst die staatlichen Tierfänger beauftragt, die Hündin einzufangen und in einem Canile einzusperren.
Asma liebte die Katzen der großen Kolonie, mehr als 25 Tiere und fühlte sich sichtlich wohl in ihrer kleinen Welt zwischen Wallfahrtskirche, Pinienhain und Katzenfutterplatz. Desto enger die Beziehung zwischen Asma und den Tierschützern wurde, desto öfter kam die Frage auf, ob Asma nicht vermittelt werden sollte, um ihr die notwendige Liebe aber auch notwendige, medizinische Versorgung zuteilkommen zu lassen.
Lange hatten die Einheimischen Angst vor der Entscheidung und niemand wollte Asma aus ihrem gewohnten Umfeld reißen. Im Frühjar 2005 war dann aber klar, dass Asma dringend einen tierärztlichen Check-up brauchte, das Abtasten ihrer Milchdrüsen deutete auf einige Tumore hin. So fiel die Entscheidung, Asma nach Deutschland zu schicken, um sie in erster Linie medizinisch bestmöglich zu versorgen.
Unter Tränen wurde Asma im Flughafen von Olbia verabschiedet und in eine vermeindlich bessere Zukunft nach Köln geschickt. In Köln nahm sich ein professioneller und passionierter Pflegeplatz von respekTiere der Hündin an. Asma wurde tierärztlich komplett untersucht und gleichzeitig kam ihr das erste Mal im Leben die Geborgenheit und die Liebe des Menschen zuteil, was sie sehr genoss. Entgegen aller unserer Erwartungen hatte Asma kaum Eingewöhnungsprobleme, der vorhandene Zweithund und die Katzen sowie die Einfühlsamkeit ihrer Pflegefamilie waren dafür sicherlich verantwortlich. Es schien also alles wunderbar, bis die ersten Diagnosen des Tierarztes kamen. Zunächst gab es eine gute Nachricht. Die Tumore in den Milchdrüsen waren nicht bösartig, was soviel heißt, dass sie nicht in anderes Gewebe streuen konnten. Sie waren leicht zu entfernen und Asma hatte diese Operation gut überstanden. Das ließ uns alle aufatmen. Leider kamen aber schnell auch die schlechten Nachrichten. Asma zeigte eine deutliche Herzinsuffiziens. Der Herzmuskel zeigte sich vergrößert und die Pumpfunktion war stark eingeschränkt, so dass sich Wasser in der Lunge ansammeln konnte. Trotz Medikamenten verschlechterte sich der Zustand von Asma immer mehr. Das Wasser trat nun gemischt mit Blut aus den Gefäßen aus, weil es sich vor dem Herzen staute und nicht ausreichend abtransportiert werden konnte. Zuletzt war der komplette Bauchraum mit Flüssigkeit angelaufen. Trotz Medikamenten bekam Asma immer mehr Kreislaufprobleme. Am Morgen des 17. Dezembers starb sie an akutem Herzversagen.
Die Nachricht von Asmas Tod schlug auf Sardinien ein wie eine Bombe!
Alle Liebe und Fürsorge die ihr bis dahin vor Ort niemand schenken konnte, schien sich zu bündeln und in traurigen Nachrufen ihren Ausdruck zu finden.
Wir haben hoffentlich alle daraus gelernt und werden in Zukunft noch mehr Augenmerk auf medizinische Versorgung legen und früher reagieren, bevor es wie im Falle von Asma zu spät ist. Wir werden Dich nie vergessen Asma. Leb wohl kleiner Geist!
Christiane Broichhausen & das respekTiere-Team