Paula
PAULA
Als wir Anfang des Jahres in unserem Partnertierheim, dem Rufugio in Olbia waren, ist uns ein ganzer Wurf sehr schöner Segugio-Mix Welpen ins Auge gefallen. Sie waren zu dem Zeitpunkt ca. 3-4 Monate alt. Verspielt und fröhlich, wie Welpen sind. Aber dennoch traurig, denn sie saßen wie die anderen mehr als 500 Hunde im Rufugio hinter Gittern. Es war noch kalt auf Sardinien. Wir hätten gerne jeden einzelnen Welpen in die Tasche gepackt und mit nach Deutschland genommen um ihnen die Wärme und Geborgenheit zu geben, die sie zu fröhlichen und gesunden Hunden heran wachsen lässt. Eine von diesen Hunden war Paula. Paula, sie wurde in Italien Venere genannt, traf mich mit ihrem Blick schon damals mitten ins Herz. Genau wie ihre Geschwister. Aber leider war unsere Couch mit zwei Hunden schon besetzt und es war kein Denken daran einen Hund aus diesem Wurf zusätzlich mitzunehmen.
Seitdem versuchte ich Paula und die anderen bei jeder guten Anfrage für einen Hund mit anzubieten. Sie waren "zu alt" für einen Welpen und "zu jung" für einen erwachsenen Hund. Außerdem sah man schon früh, dass sie einmal eine stattliche Größe erreichen würden. Bei jedem unserer Aufenthalte in Sardinien galt unser erstes Interesse im Tierheim "unseren Rackern", wie mein Mann und ich diesen Wurf getauft hatten.
Mit der Zeit verschwanden sie aus den Welpengehegen und wurden in einem der zahllosen hinteren Gehege bei den erwachsenen Hunden unter gebracht. Die Chancen auf eine Vermittlung sanken immer mehr. Sie wuchsen zu stattlichen Hunden heran und waren mit einer Schulterhöhe von 65 cm nun fast ausgewachsen.
Da Paula ihren Geschwistern sehr ähnlich war, hatte ich vor zwei Wochen beschlossen sie nun endlich mit nach Deutschland zu nehmen. Stellvertretend für den ganzen Wurf, in der Hoffnung, dass sie mit ihrem Blick auch die Herzen der anderen Menschen erreicht und somit sie und ihre Geschwister ein schönes Zuhause finden würden.
Ich war überglücklich, dass ich Paula nach Deutschland mitnehmen konnte. Sie hatte es geschafft!
Paula wurde bei sehr lieben Menschen zunächst zur Pflege untergebracht und gut versorgt. Ihre Pflege war nicht einfach. Natürlich war Paula nicht stubenrein, kannte keine Leine, kein Halsband und keine Kommandos. Auch den Menschen vertraute sie erst nach und nach. Aber, Paula zeigte sich als eine sehr liebe und aufmerksame Hündin. Sicherlich hätte sie in den nächsten Wochen schnell gelernt, was sie bis heute versäumt hatte. Zudem quälte Paula eine massive und schmerzhafte Ohrenentzündung die täglich behandelt werden musste.
Paula ist heute gestorben. Gerade mal ein Jahr alt durfte sie werden.

Sie hat eine Fliegenklatsche gefressen, mit samt der Kordel, die üblicherweise daran befestigt ist. Die Pflegestelle hat dies bemerkt und ist sofort zum Tierarzt gefahren, als klar war, dass diese Fliegenklatsche nicht auf dem natürlichen Wege heraus kam. Paula hatte Krämpfe und musste Erbrechen.
Gestern, am letzten Tag des Jahres, ist Paula operiert worden. Der Tierarzt musste aus dem Magen, und an drei weiteren Stellen im Darm das unverdauliche Plastik heraus holen. Die Kordel hatte sich bereits verfangen und den Darm umwickelt, der aussah wie gefaltet. Dem Tierarzt ist es gelungen alle Fremdkörper und die Kordel zu entfernen. So hatte Paula nun 4 Narben und wir alle haben uns auf die Nachsorge bereits eingestellt. Heute, am 1.1.2006, war Paula wieder wach. Sie hat getrunken und hatte die Operation offenbar ganz gut verkraftet.
Gegen Mittag beobachteten die Tierarzthelferinnen dann eine Schnappatmung bei Paula. Sie informierten sofort den Tierarzt, der aber leider nicht mehr helfen konnte. Paula ist infolge der Narkose an einer Lungenembolie, die schlimmste Form der Trombose, gestorben.
Ich kann nicht in Worte fassen wie traurig wir sind und es ist unfassbar. Jetzt, wo Paulas erste Chance auf ein schönes Leben in Aussicht war, stirbt sie.
Ich werde Paula nie vergessen.
Paulas Geschwister sind nun immer noch in Olbia. Sie verschwinden in der Masse der anderen Hunde und ich wünsche mir von Herzen, dass wir vielleicht doch noch ein Zuhause für sie finden werden.
Claudia Hannig