Fiocco

 

 

Ciao Fiocco – danke, dass Du mich zu respekTiere geführt hast...

Fiocco, der kleine Griesgram des Rifugio, ist über die Regenbogenbrücke gegangen. Menschen gegenüber war er extrem zurückhaltend und quittierte jeden Versuch, sich ihm zu nähern, mit eindeutig ablehnendem Fauchen. Auch sein Gesichtsausdruck stellte eine echte Konkurrenz für Grumpy Cat dar... der misstrauische Blick, gepaart mit den scheinbar stets nach unten gezogenen Mundwinkeln, hatte schon etwas ganz Besonderes. Alt war er, gezeichnet vom langen Leben auf der Straße, und so hat es uns nicht wirklich überrascht, dass seine Zeit gekommen war. Und doch hinterlässt er eine Lücke – und für mich ganz besonders, weil Fiocco mich seinerzeit dazu bewog, im Tierschutz aktiv zu werden...

 

Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass ich Dich auf Caprera entdeckte, einer Insel östlich von La Maddalena. Es war Oktober, Regen und Sturm durchdrangen Mark und Bein... und bis auf die Samtpfoten Deiner Katzenkolonie schien sich außer mir kein lebendes Wesen dort zu befinden. Wie immer hatte ich Katzenfutter, Spot-on und Leckerchen bei mir, und all Deine Kumpel freuten sich sichtlich – nur Du drehtest den Kopf weg und wolltest nichts fressen. Dein Fell war struppig, Du warst unglaublich mager und so schwach, dass Du nicht einmal zurückschrecktest, als ich mich vor Dich hinkniete. Niemand war da, den ich ansprechen konnte, kein Mensch in der Nähe, und so blieb mir nichts anderes übrig, als Dich zurückzulassen. Aber Deinen Blick, der so viel Hoffnungslosigkeit auszudrücken schien, konnte ich nicht vergessen...

Abends, im sturmumtosten Bulli, durchforstete ich das Internet. Unter dem Suchbegriff „Katzenhilfe La Maddalena“ fand ich den Verein respektiere – und setzte einen Touristennotruf ab. Wie erleichtert ich war, als mir zugesichert wurde, Dich zu suchen und Dir zu helfen, kann ich kaum in Worte fassen. Und als ich dann noch Fotos von Dir bekam, wie Du im Ambulatorio aufgenommen wurdest, mit Futter, einem Dach überm Kopf und medizinischer Versorgung, wurde mir sehr schnell klar, dass ich es nicht einfach beim Spenden belassen wollte. Also erbot ich mich, zudem Texte für respekTiere zu schreiben und im Marketing-Bereich zu unterstützen. Auf diese Weise begleitete ich Dich durch ein Jahr voller gesundheitlicher Probleme, Deine Nieren waren angeschlagen, Deine Zähne mussten saniert werden... und langsam aber sicher wurde aus dem halbtoten unzugänglichen Straßenkater ein wohlgenährter unzugänglicher Ambulatorio-Dauerbewohner. Schließlich konntest Du ins Rifugio umziehen, erst in ein Gehege und schließlich in den großen Katzenpark, wo Du Deine letzten Monate in behüteter Freiheit verbringen durftest.

Ich habe viel durch Dich gelernt, allem voran, dass jede arme kleine Flocke (Fiocco) wie Du eine Chance bekommen muss! Heute kann ich mir ein Leben ohne die Arbeit bei respekTiere gar nicht mehr vorstellen... natürlich können wir nicht jedes Tier retten, manches Schicksal raubt uns den Schlaf, macht uns wütend, traurig oder fassungslos. Doch bei jeder Ausreise, bei jedem Happy End, das ich schreiben darf, wird mir immer wieder klar, dass Tierwohl menschliches Engagement braucht und ein Ehrenamt im Tierschutz nicht nur wichtig, sondern auch unglaublich belohnend ist. Ich habe die Entscheidung, bei respekTiere einzusteigen, niemals bereut – im Gegenteil!

 

Lebwohl, mein lieber Fiocco, ich hoffe, Du bist jetzt beim großen Kater im Himmel und brummelst auf mich herab...