Pippo

 

Pippo - Unser wunderschöner Tigerlöwe ist tot, ein Verlust, der noch viel größer und schwerer wiegt, weil Pippo unter anderen Umständen vielleicht noch am Leben wäre. Denn so sehr unsere Kolleginnen vor Ort sich auch um jedes einzelne Tier bemühen und alles für unsere Fellnasen tun, was in ihren Kräften steht, so ist das Rifugio nun einmal nicht mit einem richtigen Zuhause zu vergleichen.

Hat ein Tier eine eigene Familie, dann fällt sofort auf, wenn es weniger lebhaft oder zurückgezogener ist. Lebt es an einem Ort wie dem Rifugio, wo zeitweise bis zu 150 hilfs- und pflegebedürftige Schützlinge gleichzeitig zu versorgen sind, muss es die Aufmerksamkeit mit allen anderen teilen – und erste Krankheitsanzeichen bleiben unter Umständen unbemerkt.

Darüber hinaus sind die medizinischen Möglichkeiten auf Sardinien nicht mit denen in Deutschland vergleichbar: Trotz einer langen und für Pippo zusätzlich belastenden Tierarzt-Odyssee wurde viel zu spät erkannt und diagnostiziert, was dem Kleinen wirklich fehlte. Dabei hat der tapfere Kerl, haben wir so hart gekämpft!

Als klar wurde, dass Pippo nicht gesund war, brachten wir ihn für eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums in die Tierklinik nach Olbia, ohne dass sich dort ein zielführender Befund ergeben hätte. Auf Anraten eines weiteren hinzugezogenen Tierarztes wurde Pippo einem der beiden Ultraschallspezialisten Sardiniens vorgestellt – und die Diagnose war niederschmetternd: Eine Niere war völlig ausgefallen, die zweite kaum noch funktionsfähig. Grund hierfür war eine lange Zeit unbemerkt gebliebene Staphylokokken-Infektion.

Da Pippo einen intravenösen Zugang gelegt bekommen hatte, der ihn bei Kräften halten sollte, und zudem intensivster Fürsorge bedurfte, nahm unsere Kollegin Elena ihn bei sich auf. Obwohl sie alles daran setzte, die liebe Samtpfote gesund zu pflegen, fiel Pippo eines Morgens ins Koma, die Niereninsuffizienz hatte eine Thrombose verursacht. Der Tierarzt konnte nichts mehr für ihn tun, und so mussten wir die arme Samtpfote gehen lassen.

Lange Zeit hatte sich niemand gefunden, der den lieben und unglaublich menschenbezogenen Kater bei sich hätte aufnehmen wollen – wahrscheinlich deswegen, weil er FIV-positiv getestet worden war. Als vor einiger Zeit endlich die ersehnte Anfrage kam, war Pippo schon zu krank, um noch nach Deutschland ausreisen zu können - genau wie bei der süßen Alba 

Das ist so tragisch und macht uns unendlich traurig, denn Pippo hat sich so sehr nach menschlicher Nähe verzehrt und war oft unglücklich, weil vor Ort niemand die Zeit hatte, ihn stundenlang zu streicheln und mit ihm zu schmusen, so wie er es sich gewünscht und wie er es verdient hätte.

Lebwohl, kleiner Pippo, wir sind so traurig darüber, dass Du viel zu früh gehen musstest – ohne jemals das Glück eines eigenen, liebevollen Zuhauses erleben zu dürfen. Wir werden unseren süßen Schmusekater niemals vergessen!

 

 

Lesen Sie hier seine ganze Geschichte:

Seit weit über einem Jahr immer dasselbe Bild: Pippo steht am Zaun und miaut herzzerreißend, wenn niemand in seiner Nähe ist. Nicht, weil es ihm im Rifugio schlecht ginge, im Gegenteil: Er versteht sich prima mit den anderen Katzen und Hunden und hat alle Mitarbeiterinnen in Lichtgeschwindigkeit um die Pfote gewickelt, als er im Januar 2020 hier ankam. Die Zeiten der Entbehrung und des Hungers sind vorbei; es ist die Zuwendung, die ihm schmerzlich fehlt – denn Pippo ist wahrscheinlich der menschenbezogenste und verschmusteste Kater Sardiniens. Natürlich bekommt er hier Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten, aber bei so vielen Schützlingen bleibt einfach nie genug Zeit für das einzelne Tier.

Und während so mancher Katzenkumpel das große Los zog und nach Deutschland ausreisen durfte, wartet Pippo schon so lange vergeblich darauf, adoptiert zu werden und endlich eine eigene Familie zu haben, der er sein großes Herz schenken darf. Dabei ist der etwa sechsjährige Halblanghaarkater beliebe kein Mauerblümchen: Neben seinem bezaubernden Wesen hat er auch noch ein stattliches Äußeres zu bieten und ist sehr stolz auf sein bildhübsches Fell, das er gewissenhaft pflegt. Die einzige Erklärung dafür, dass Pippo immer noch auf der falschen Seite des Zauns sitzt, ist ein Testergebnis – der Kleine ist zwar gesund, aber FIV-positiv. Trotzdem kann er bei guter Pflege sehr alt werden, doch offensichtlich schreckt schon allein der Befund ab.