Chiara (Cricri)

 

Meine liebe Chiara,

als du zwei Tage vor Weihnachten 2009 mit geschätzen 8-9 Jahren am Flughafen Köln ankamst, warst du so ängstlich, dass du dich nicht aus deiner Box heraus getraut hast und schon gar keinen Schritt in dem unbekannten Gebiet machen wolltest. Haus, Halsband, Leine, alles war unbekannt und gruselig und du warst mit den vielen neuen Eindrücken total überfordert. Mit viel Liebe, Geduld und vor allem mit Hilfe unseres Ersthundes Chance, hast du schnell gelernt, wie schön ein kuscheliges Hundebett und Spaziergänge sind und wie gut Leckerlies schmecken. Nur Schüsse und besonders Silvester haben dich bis zum Schluss in Panik versetzt.
 
Nach deinem ersten Tierarztbesuch mit dem erschütternden Röntgenbefund deiner irreparabelen Hüftschädigung, der nicht behandelten Kreuzbandrisse, Arthrose, etc., gab dir der Tierarzt maximal ein Jahr, dann würden wir dich von deinen Schmerzen erlösen müssen. Dank unserer tollen Tierheilpraktikerin und entsprechendem Muskeltraining ging es dir bald besser und du hast nur noch bei extremen Arthrose-Wetter etwas gehumpelt. Du warst aber auch immer hart im Nehmen und hast dir nicht schnell anmerken lassen, wenn du Schmerzen hattest.
 
Dass Maremmanoblut durch deine Adern floß, hast du uns oft gezeigt. Mit allen Hunden, Katzen, Pferden, etc. verträglich, bist du doch abends sehr wachsam geworden. Wenn andere Hunde unverschämterweise am Tor vorbeigingen, wurden sie verbellt und dann bist du ganz stolz ins Haus gerannt und wolltest gelobt werden. Du konntest aber auch ganz schön stur sein. Dann hast du deinen ganz besonderen Blick aufgesetzt, der mir zeigen sollte, wie unsinnig du meine Wünsche gerade fandest. Ich habe deine eigene Art so geliebt und akzeptiert. Spielen wolltest du überhaupt nicht. Wenn Chance, unser Balljunkie, mit Begeisterung Bälle apportierte, hast du nur daneben gestanden und man konnte dir ansehen, wie du dich gewundert hast, wie Chance an so einem sinnlosen Spiel Spaß haben konnte. Dein Verhältnis zu meiner Tochter Alexandra war immer etwas zwiespältig, aber Alexandra sagte mir jetzt: " Chiara und ich hatten beide einen ziemlichen Dickkopf, aber Chiara hat gewonnen."
 
Im Sommer haben wir immer dein dickes Winterfell scheren lassen. Beim ersten Mal hast du dich richtig geschämt, nackig wolltest du nicht raus gehen und wehe jemand hat gesagt wie süß und jung du aussiehst, dann hast du mir ein Blick zugeworfen als wolltest du sagen:" Ist das peinlich. Können wir bitte gehen?" In den nächsten Jahren hast du es dann aber genossen nicht mehr unter der dicken Wolle schwitzen zu müssen.
 
Als Chance im August 2012 starb, hast du einen Rückschritt gemacht, fehlte dir jetzt die Orientierung in schwierigen Situationen. Wieder einen zweiten Hund aufnehmen ging leider nicht, da sich unsere familiäre Situation geändert hatte und auch zwei Hunde konnte und wollte ich nicht den ganzen Tag alleine lassen. So gingst du in der Woche zu Claudia in die Hundebetreuung. Du hast dich dort sehr wohl gefühlt, was auch sicherlich daran lag, dass Claudia viel Erfahrung mit Tierschutz- und besonders mit Auslandshunden hatte. Du lerntest eine Menge neuer Hundekumpels kennen und hast dich mit allen vertragen. Wenn mal zu viel "junges Gemüse" da war, hast du dir einen geschützten Platz gesucht, aber du wolltest nie in einen ruhigeren Raum gehen, wolltest im dabei sein und alles im Blick haben. Claudia sagte mir, dass du einen Prinzessinen-Status bei ihr hattest und sie dich so akzeptiert hat wie du warst.
 
Ende letzten Jahres merkten wir, dass es dir nicht mehr gut ging. Deiner Stoffwechsel wollte nicht mehr so richtig, dein Fell wurde dünn, du warst schnell müde und fingst wieder an zu humpeln. Aber unsere Heilpraktikerin hat es erneut geschafft, dass du wieder fit wurdest und dir ein schönes Winterfell wuchs. Vor einigen Wochen haben wir dann Umfangvermehrungen am Hals und Bauch festgestellt, waren uns aber mit Tierarzt und Heilprakterin einig, dass wir dich aufgrund deines Alters in Ruhe lassen würden. Vorletzte Woche bekamst du dann ein Glaukom am linken Auge und du wurdest von unserem Tierarzt sofort in die Uniklinik Gießen überwiesen. Den Augendruck, die Entzündung und die schlimmen Schmerzen bekamen sie schnell in den Griff, allerdings kam dann bei der Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes die schreckliche Diagnose, dass du einen großen Tumor an der Niere mit Metastasen in der Leber hattest. Nach der zystologischen Untersuchung kam dann die endgültige Diagnose - amelanotisches Melanom mit Metastasen im ganzen Körper. Niemand weiß, wo der Primärtumor saß, da du nie Hautveränderungen hattest, aber das war letzlich auch egal. Wir sollten dich mit nach Hause nehmen und dir noch einige schöne Wochen machen. Du hattest es so eilig zum Auto zu kommen und nach Hause zu fahren. Leider wurden aus den Wochen nur 4 Tage. Am nächsten Tag ging es dir noch gut, aber am Mittwoch  und Donnerstag warst du schon sehr müde, wolltest nicht mehr spazieren gehen und außer gekochtem Hühnchen nichts mehr fressen. Am Freitag hast du noch einmal alle Kraftreserven mobilisiert und wir hatten noch einen schönen Tag, bis du abends völlig eingebrochen bist und es dir so schlecht ging, dass unser Tierzarzt kommen musste und dich nur noch erlösen konnte. Du bist ganz friedlich eingeschlafen, deine liebsten Menschen um dich und unsere drei Katzen kamen alle, um sich von dir zu verabschieden. Als du schon über die Regenbogenbrücke gegangen warst, hat sich Kater Krümel noch einmal ganz still neben dich gesetzt, um in Ruhe Abschied zu nehmen.
 
Du fehlst unendlich, wir sind so traurig und hätten gerne noch mehr Zeit mir dir verbracht. Auch unseren Miezen fehlst du, sie sind seit Freitag extrem anhänglich.
Du warst immer mein Ruhepol und hast mir besonders in den letzten beiden schlimmen Jahren mit den vielen familiären Erkrankungen und Abschieden zur Seite gestanden und mich getröstet. Wir hatten immer "Familienhunde", aber du hattest dich entschieden ausschließlich mein Hund zu sein. Die anderen Familienmitglieder waren für dich ok, aber ich war dein ein und alles - und du meins! Du warst so ein besonderer Hund. Für dich war es sicherlich besser so schnell zu gehen. Wer weiß, was der Krebs noch für Seiten gezeigt hätte.
 
Wir sind so dankbar für 5 wundervolle Jahre mit dir - 4 mehr als vorhergesagt.
 
Mach's gut meine süße und tapfere Maus und sei glücklich und unbeschwert, dort, wo du jetzt bist.
 

Dankbare, aber auch sehr traurige Grüße
Susanne, Alexandra und Christina  und die Katzen Krümel, Snoopy und Socke