Hexe

 

Mein liebes altes Hexchen, ich kann es noch nicht fassen, dass du mich nicht mehr vor der Haustüre begrüssen wirst.

Du warst  bereits 11 Jahre alt, als sich deine vorherige Besitzerin bei uns meldete und bat,  dich  altes Mädchen noch zu vermitteln. Bei ihr hattest du die einzigen wenigen glücklichen Jahre bisher verbracht, bis sie dich aus familiären Gründen in eine Hundepension gebracht hat, wo du fast ein Jahr gewartet hast. Bis dahin musstest du zuerst bei Alkoholikern aufwachsen, die dich traten und schlugen, später bei einer Familie, in der dich sogar das Kind schon schlagen „durfte“, im Tierheim, auf der Straße; es gab wohl einfach kein Plätzchen für dich.

Damals war ich gerade Vermittlerin bei respekTiere geworden und wurde gebeten, dich in die Vermittlung aufzunehmen. Der Hund meiner älteren Nachbarin war gerade gestorben und ich dachte mir, du könntest ihr gefallen. Also bin ich mit deinem Bild nach nebenan und BINGO!, du solltest ihr neuer Begleiter werden.

Nie werde ich den Sonntag vergessen, als wir zusammen nach Düsseldorf fuhren, um dich aus der Pension zu holen. Von allen Seiten wurden wir gewarnt, du seist mit Hündinnen absolut unverträglich, egal, wir nahmen dich mit und was soll ich sagen?

Du warst eine wunderbare Hündin, trotz allem Erlebten warst du vom ersten Moment an anhänglich und gehorsam. Erstaunlich war deine Intelligenz, die du bis zum letzten Tag behalten hast, keine Spur von Demenz oder dergleichen und das mit 15 Jahren!

Du hast gerne gespielt, auch schonmal gerne die Katzen in deinem oder meinem Zuhause gejagd, aber nie ernsthaft. Als es deinem Frauchen vor einiger Zeit mal länger nicht so gut ging, warst du über einige Monate tagsüber oder auch ganz bei mir und hast dich mit meinen vier Hündinnen super verstanden, ging dein Frauchen in Sommerurlaub, warst du bei meiner Freundin gut untergebracht und hast dich auch dort mit der jungen Hündin bestens vertragen und sogar gespielt.

Du hast dich in allen drei Haushalten absolut zuhause gefühlt, da bin ich mir ganz sicher.

Den ein oder anderen hast du mal in die Hacke gezwickt:-) so warst du eben, aber wirklich niemand konnte dir böse sein.

In den letzten zwei Wochen wolltest du nicht mehr so recht laufen, hattest Wasser in der Lunge, bist medikamentös behandelt worden und wolltest nicht mehr deine geliebten Spaziergänge nachmittags durch den Wald mit dem Nachbarrüden und euren Frauchen unternehmen.

Als mich dein Frauchen gestern Mittag anrief und weinte und sagte „Hexe stirbt“, konnte ich es nicht recht glauben und wollte es wohl auch nicht wahrhaben, die Tierärztin konnte nicht sofort kommen, wir haben dich gehalten, gekrault, du warst apathisch und hast dich schon kurze Zeit später auf den Weg über die Regenbogenbrücke gemacht....einfach so...wir sind zurückgeblieben und sitzen nun hier und weinen um eine tolle Hündin, die souverän und immer fröhlich und dankbar war.

Machs gut Hexe, niemals geht man so ganz......