Tortughino (04.12.2012)

04.12.2012: Eine Krankheit die erst entdeckt werden musste!

Ein bekannter, bei Urlaubern aus ganz Europa beliebter Campingplatz, der „Baia Blu la Tortuga“ an der Nordküste Sardiniens bei Vignola, wird zum Anfang einer langen und traurigen Geschichte! Obwohl der Platz Anfang September noch gut gefüllt war, hat nur ein Urlauberpaar sich erbarmt, uns den Zustand des völlig abgemagerten Katerchens zu melden. Sie sagten am Telefon: „..er hat Hunger, schreit, frisst und dann schäumt es aus seinem Mäulchen und aus der Nase - er scheint nicht schlucken zu können“.

Sofort fahren unsere sardischen Kollegen zu dem Campingplatz und finden den kleinen, unterernährten Kater. Gerade mal etwas über 3 Monate und er sieht aus als würde er jeden Moment auseinanderbrechen. Die Rippen kann man aus Entfernung schon zählen. Die Kollegen sammeln ihn ein, das kleine Fellbündel kommt in  unsere Auffangstation. Nachdem auch hier festgestellt wird, dass der kleine Kater nicht fressen kann und postwendend das Futter wieder auswürgt, kommt er in die Klinik.

Die Klinik behandelt gegen Speiseröhrenentzündung. Alle sind erleichtert, weil es eine unkomplizierte Therapie ist und er somit schnell wieder gesund wird. Aber Tortughino macht uns ein Strich durch die Rechnung. Immer und immer wieder würgt er das Futter aus und nimmt nicht zu.

  

In letzter Instanz holen wir in nach Deutschland um ihn einem Spezialisten vorzustellen und der Ursache des Würgens auf den Grund zu gehen. Direkt vom Flughafen geht es in die Klinik und hier wartet schon das Team auf den gerade mal 5 Monate alten, hübschen Kater. Alle sind begeistert von der freundlichen Art des jungen Katers. Er ist nach wie vor dünn, zu dünn. Eine Endoskopie bringt die Krankheit ans Tageslicht. Es ist eine Speiseröhrenverengung, die es sowohl bei Tieren als auch bei Menschen gibt!

Dort wo die Speiseröhre in den Brustkorb läuft, hat sich von außen um die Speiseröhre eine Art Ring gelegt und drückt die Speiseröhre zu. Es ist also eine ringartige Verengung. Bei Tortughino ist sie relativ eng - es sind nur noch wenige Millimeter Durchlass. Das Futter staut sich vor der Verengung und gelangt garnicht erst aus der Speiseröhre. So kommt es, dass der Kater das Futter wieder auswürgt. Die letzten Tage hat die Klinik verschiedenes Futter ausprobiert. Tortughino hat großen Hunger, schlingt und dadurch kann noch viel weniger durch die Verengung. Es ist ein furchtbarer Kreislauf, der Tortughino auf der Straße den Hungertod gebracht hätte!

Die letzten Tage wurde er mit einem Spezialfutter ernährt, was einer Paste nahe kommt. Auch Pate könnte man mit Wasser verdünnen und dem Kater geben. Das Spezialfutter ist sehr kalorienreich und genau das Richtige, was der Kater im Augenblick braucht.

Was sind nun die Möglichkeiten?

Möglichkeit 1

So lassen und entsprechend Paste füttern. Allerdings kann der Ring sich immer enger schließen!! Dann muss man sofort handeln. Zudem ist der Kater mit seinen 5 Monaten viel zu jung um es einfach so zu belassen!

Möglichkeit 2: Buschieren oder Ballonieren
Buschieren bedeutet unterschiedlich, große Röhrchen in die Speiseröhre einzuführen und somit irgendwann den Ring zu sprengen. Das geht, da die innere Speiseröhre sehr flexibel und dehnbar ist. Ballonieren, ist ein Röhrchen mit einem Ballon am Ende, der Effekt der gleiche. Der Ballon wird langsam aufgeblasen und irgendwann sprengt es den außen umliegenden Ring. In selten Fällen kann es passieren, dass die Schleimhäute Schaden nehmen. Man nennt das Speisenröhrenperforation. Das müsste man chirurgisch schließen. Nach der OP, natürlich in Vollnarkose, wird mit einer Endoskopie geschaut ob die Schleimhäute in Ordnung sind oder direkt reagiert. Natürlich ist es außerhalb der Speiseröhre eine Verletzung, da ja der Ring gesprengt wird! Diese Verletzung heilt recht schnell, bildet aber Narbengewebe. Schlechtestenfalls kann es erneut zu dieser Ringbildung kommen! Das kann man leider nicht vorhersagen. Sollte sich der Ring sich innerhalb von 4 Wochen bis 6 Monaten wieder bildern, kann man ein zweites Mal versuchen, sollte es wieder sich bilden, muss man vermutlich zur Möglichkeit 1 übergehen. Sollte sich der Ring ganz eng dann bilden, muss man wieder Möglichkeit 2 durchführen. Generell gibt es aber durchaus mehr Erfolge durch die OP als Misserfolge.

Möglichkeit 3: Teilamputation der Speiseröhre
Man entnimmt das Stückchen Speiseröhre mit dem Außenring und näht die Enden wieder zusammen. Das ist ein größerer chirurgischer Eingriff! Auch hier kommt es an der Naht zu Narbenbildung und auch hier kann sich erneut der Ring bilden. Zudem ist es eine offene Wunde auch nach innen zur Speiseröhre. Ein mögliches Infektionsrisiko ist natürlich hier deutlich größer. Der Arzt rät uns davon ab.

Tortughino wird nun in den nächsten Tagen operiert und noch eine Woche stationär aufgenommen. Gleichzeitig wird der junge Kater kastriert. Wir haben einen Internetlink gefunden, der die Operation (2. Möglichkeit) darstellt und veranschaulicht:

http://www.kleintierklinik-ettlingen.de/endoskopie.shtml 

Für den jungen Kater sind schon einige Wochen vergangen und seine Kittenzeit durfte er zu keiner Zeit ausleben. Das macht uns besonders traurig. Eine Pflegestelle haben wir ebenso noch nicht, wo Tortughino nach seiner Entlassung aufgefangen werden kann. Es gibt keinerlei Dinge zu beachten, er wird normal fressen, spielen und rumtollen dürfen! Sollte sein Auswürgen wieder auftauchen, müssten wir erneut zu Untersuchungen, aber wir gehen im Augenblick von einer positiv verlaufenden Operation aus! Wenn Sie also den jungen Kater finanziell unterstützen möchten, die Kosten belaufen sich mittlerweile auf gute 800 Euro.

Tortughinos größter Weihnachtswunsch ist sicherlich ein eine Familie zu kommen. Wenn Sie die Möglichkeit haben ihn als Pflegekater aufzunehmen, melden Sie sich bitte unter Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können

 

27.02.13 – Tortughino -  Jetzt fehlt nur noch ein eigenes Zuhause!



Als Tortughino nach Deutschland kam, wurde er sofort in die Klinik gebracht. Nach eingehender Untersuchung wurde dann diese Speiseröhrenverengung bei ihm festgestellt. Der Anfangsverdacht einer sogenannten Rechtsaorta (Fehlbildung des Aortenbogens und somit Einengung der Speiseröhre) hatte sich zum Glück nicht bestätigt. Wir hatten auf Tortughinos SOS-Seite darüber berichtet, dass es drei verschiedene Möglichkeiten gab, diese Verengung zu entfernen. Nach eingehender Beratung haben wir uns dann für die zweite Möglichkeit, für das Ballonieren entschieden. So wurde also mit einer Endoskopie (Schlauch wird durch die Speiseröhre geführt) eine Ballondilatation vorgenommen (mit einem kleinen Ballon, den man aufpumpen kann, wird die Röhre geweitet und die Verengung „aufgesprengt“). Die anschließende Kontrollendoskopie zeigte dann auch die Verletzung in der Schleimhaut. Vom Tierarzt wurde danach eine Breifütterung verordnet und der tapfere Kerl bekam Medikamente zur Säureblockung. Das klappte dann alles so gut, dass der kleine Mann nach einigen Tagen bereits an normales Feuchtfutter heran geführt werden konnte.


Nach gut einer Woche wurde eine weitere Kontrolluntersuchung gemacht, wobei dann allerdings noch einmal eine Dilatation durchgeführt werden musste, da das Ergebnis noch nicht 100%ig war. Der Einriss in der Schleimhaut zeigte aber eine gute Heilungstendenz. Die Säureblocker wurden noch weiter verabreicht, damit die Schleimhaut geschont wird und besser abheilen konnte.


Die abschließende Endoskopie nach ein paar Tagen zeigte eine sehr gute Heilungstendenz, die Ringstenose war frei passierbar, nur ein ganz kleiner Rest von dem Riss in der Schleimhaut war noch sichtbar. Zu unserer großen Freude konnte dieser super tapfere kleine Kater beschwerdefrei entlassen werden.
In dieser ganzen Zeit hat Tortughino das große Glück gehabt, dass er bei einer tollen  Pflegefamilie ein Plätzchen gefunden hat. Dort wurde und wird er immer noch liebevoll betreut und umsorgt. Lt. Auskunft der Pflegestelle geht es dem hübschen kleinen Kater super. Er frisst mittlerweile alles ganz normal und so wie es aussieht, scheint er keinerlei Probleme zu haben. Gino, so wird er von der Pflegemama genannt, hat sich prima eingelebt und kommt mit dem dort lebenden Hund und der Katze bestens klar. Zu Anfang ist er Fremden gegenüber immer noch sehr zurückhaltend, aber wenn man Geduld hat entwickelt er sich zu einem Superschmuser, der sofort seinen Schnurrmotor anschmeißt und gar nicht mehr vom Arm runter will. Gino ist ein total süßer und liebenswerter Kater, der durch seine tolle Zeichnung auffällt.
Diese Chance des Überlebens war für Tortughino unter anderem nur durch die finanzielle Unterstützung unserer Spender möglich. Diese SOS-Spenden für Tortughino haben ihm dazu verholfen, dass er nun ein normales Leben führen kann. Dafür ein herzliches Dankeschön an die Menschen, die ihm geholfen haben!
Allerdings wäre das letzte große Glück für den süßen Schmuser mit den großen runden Augen eine eigene – seine Familie! Vielleicht haben Sie ein schönes Plätzchen für ihn?


Hier gelangen Sie zu der Vermittlungsseite von Tortughino.