07.12.2012 Die Hoffnung stirbt zuletzt – heute ist ihre Beerdigung!

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Im aktiven Tierschutz erträgt man viel Schmerz und Traurigkeit, sie werden zum ständigen Begleiter. Man versucht, das Leid der Tiere mit zu tragen, um es für sie erträglicher zu machen. So wird das Mitleid eine tatsächliche, eine psychische und physische Belastung. Umso verständlicher, dass dieses Sprichwort über die Hoffnung immer wieder zitiert werden muss. Solange man Hoffnung haben kann, hilft das enorm, wenn diese aber in einem Augenblick stirbt, ist der Schmerz umso größer.

Das hier ist eine Geschichte von Unwissen, von politischem Versagen, von Schuldgefühlen und von Wiedergutmachung aber die Geschichte hat kein happy end. Die Geschichte führt uns zurück in die Anfangszeit unserer Aktivitäten auf Sardinien, ins Jahr 2004. Teile dieser Arbeit haben wir bei schlechtem Wetter mit regennasser Linse mit einer Amateurkamera gefilmt. Dieser Film zeigt unter anderem eine kleine Hundefamilie, die wir beim Katzenfüttern in der Feriensiedlung Conca Verde kennengelernt haben. Angelockt durch den intensiven Geruch des Katzenfutters kam damals eine schwarze Hündin mit ihren drei „halbstarken“ Welpen aus den verlassenen Gassen der verschlossenen Feriensiedlung und stürzten sich halb verhungert auf den Futtereimer. Der Hunger, die Angst, die schlechte Erfahrung, die den jungen Hunden in den Augen abzulesen war, das bestürzte uns zutiefst. Damals war klar, wir müssen helfen. Wir kannten die Gesetzeslage noch nicht so gut, hatten noch nicht so viele Kontakte vor Ort, da wo heute oft Resignation ist war noch viel Vertrauen…! Wir versuchten, Gott und die Welt zu den Hunden zu befragen und Hilfe zu organisieren. Als man uns dann sagte „…ci pensano loro, stai tranquilla..“ war für uns die Welt in Ordnung. Es hieß „..man wird sich um sie kümmern, du kannst beruhigt sein…“, es bedeutete aber den Abtransport ins canile! Wir haben erst Monate später erfahren, was dieses „Kümmern“ tatsächlich bedeuten sollte. Ein Kontakt , dem wir bis dahin vertraut hatten, dem wir Intelligenz und Empathie zugesprochen hatten, hatte skrupellos die Tierfänger des Canile Europa angerufen und die vier Hunde ihrem Verderben ausgeliefert. Seit diesem Tag haben diese vier Hunde nie mehr die Freiheit erblickt, seit diesem Tag sind sie eingesperrt. Seit diesem Tag haben wir uns geschworen, sie dort rauszuholen, sie zu entschädigen, wobei wir wissen, dass es keine Entschädigung geben kann für ein gestohlenes Leben!

Viel Zeit ist vergangen, viel zu viel. Wir haben die Prävention vorangetrieben, haben über 1.000 Hunde und Katzen vermitteln können, mit Tierärzten Kooperationsverträge geschlossen, mit Gemeinden kooperiert, Bürgermeistern ihre Arbeit abgenommen und letztlich ein Rifugio gebaut. Es sollte ihr Rifugio sein. Es ist kein Loch gegraben worden, ohne dabei an SIE zu denken, kein Baum gepflanzt ohne Vorfreude auf SIE, kein Haus gebaut, ohne SIE schon darin auf weichen Decken liegen zu sehen.

Der Bau des Rifugio war eine große Herausforderung, die politischen Auflagen danach und der Kampf um eine offizielle Kooperation mit der Gemeinde erforderten genauso viel Kraft, Diplomatie und Penetranz. Das war aber der Schritt, den wir final gehen mussten, um die Hunde aus dem Canile Europa frei zu bekommen. Der Beginn einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Gemeinde Santa Teresa und respekTiere (vertreten durch Arca Sarda) ist gleichzeitig das Ende der Kooperationsvereibarung mit dem Canile Europa. So wie es aussieht, wird der Stichtag der 31.12.2012 sein. In diesem Wissen hat die zuständige Behörde der Gemeinde beim Canile Europa die Daten der betreffenden Hunde eingefordert. Das war der Moment, in dem unsere Hoffnung beerdigt wurde. Drei „unserer“ Hunde scheinen dort zu sein, einer FEHLT! Auch die zeitlichen Faktoren stimmen nicht überein, weitere Informationen gibt es nicht, nur, dass drei Hunde aus der Ferienregion Conca Verde da sind. So wie es aussieht, sind unsere Amateuraufnahmen der einzige Anhaltspunkt für die Amtstierärzte und Gemeindevertreter, „unsere“ Hunde zu identifizieren und in der Masse der armen Seelen in Olbia zu finden…

Irgendwann und irgendwo haben wir einen dieser Hunde, denen wir Rettung versprochen haben, verloren. Wir wissen nicht, an welchem Tag in den vergangenen acht Jahren einer dieser Hunde sein Leben aufgegeben hat und wir wissen noch nicht, wer von ihnen es war.

Das ist die Geschichte vom Versagen aller Gesetze und Kontrollmechanismen. Die Gesetze sehen vor, dass die canili Öffnungszeiten unterliegen und Besucher empfangen müssen, das tun sie de facto nicht. Sie sehen vor, dass das Ordnungsorgan der Polizei, die Vigili, jederzeit Zugang zum canile haben, um den Verbleib der Hunde zu kontrollieren. Die Vigili haben hierfür kein Personal. Sie sehen vor, dass die Gemeinden einen Tagessatz von ca. 2,07Euro pro Hund an den canile Betreiber zahlen, meist fließen diese Gelder nicht, da man sie nicht „findet“.  

In dieser erdrückenden Situation, die hunderttausend Hunde in Italien betrifft , kämpfen wir dafür, dass es am 31.12. drei Hunde weniger sind.

Wir halten Sie HIER die nächsten Wochen auf dem Laufenden.